Seite:Raisonirendes Journal vom deutschen Theater zu Hamburg (1801) Seite 110.jpg

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Der kleine Otto hätte, im Verhältniß gegen das übrige Costum, splendider angezogen seyn sollen.

Herr Solbrig überspannte in der 14ten Scene des I. Act die Heftigkeit des Affect, sie artete beynahe in Raserey aus; desto meisterhafter aber spielte er die 6te im II., die 3te und 4te im V. Acte.

Ritter Philipp von Montenach, wurde in einer Gastrolle vom Herrn Bethmann, Schauspieler beym Königl. Preuß. Nationaltheater in Berlin, heute auf unserer Bühne dargestellt. Der iunge Künstler hat eine sehr prevenante Figur, bis zum Feinen abgeschliffene Manieren, viel körperliche Gewandheit, und einen äußerst gefälligen Vortrag; er declamirt mit discretivem Nachdenken sehr richtig, – zum Ausdruke heftiger Affecte unterstüzen ihn aber seine Sprachorgane nicht hinlänglich. Sein Spiel bewieß im Ganzen, daß er iede große Bühne mit Zutrauen auf sich selbst betreten kann, daß kein Publikum ihn für einen Neuling halten wird, daß er die heutige Rolle tief studirt hatte. Vorzüglich gelangen ihm dabey die 10te und 11te Scene des II. und die 8te des III. Act. In Erstern beyden fochte er mit vieler Adreße, aber auch mit zu unnatürlichem Erfolge – es fielen ia auf ieden seiner einzelnen Hiebe zwey und drey von denen Feinden – doch diesfalls hat Herr Bethmann Nichts zu verantworten – er that das Seinige. Am Schluße der schon angezogenen 8ten Scene bewerkstelligte er bey der Eidesleistung, und im Augenblike nach selbiger bey dem Ausrufe: „Lebt wohl, Vater!“ seine heutigen Meistergriffe. Sehr elegant, und zur Rolle paßend, war Herr Bethmann angezogen – daß aber die Eleganz