Seite:Raisonirendes Journal vom deutschen Theater zu Hamburg (1801) Seite 120.jpg

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Frau von Werlin, vom Dichter als intriguante Coquette, und Spötterin, characterisirt, wurde durch Madame Stegmann treffend nach der Vorzeichnung dargestellt – Einen einzigen kleinen Fehler wider die Lebensart ließ sie sich dabey entwischen. – In der Scene, wo sich in ihrem Zimmer der Visitenzirkel versammelte, blieb sie, als Frau vom Hause, auf dem Canapee sizen, und wieß der zulezt ankommenden Barones von Ostburg einen Stuhl neben selbigem zum Niederlaßen an.

Frau von Rambach, ebenfalls ein Weib, das ganz mit dem Tone und mit denen Sitten der großen Welt bekannt ist, dem aber edle Grundsäze, auch alle sonst empfehlende Eigenschaften, durchaus mangeln, wirft sich aus Nachahmungssucht zur verächtlichsten Klätscherin, und Zungendrescherin, weg, um in iedem gesellschaftlichen Zirkel ihrer Consorten stets willkommen zu seyn, wichtiges Ansehen zu gewinnen; deren Characteristic soll daher mit dem Ausdruke der feinsten Malice im Gebehrdenspiele, im Dialoge, und in der Conversation, durchaus nicht mit roher Ungezogenheit, und mit gemeinen Aeußerungen, auf der Bühne dargestellt werden. – Madame Löhrs bearbeitete heute diese Rolle. – –

Herr von Graundorf ist gerade das männliche Ebenbild von Jener – mithin verfehlte Herr Eule, da er ihn in ganz plebejem Tone spielte, den Sinn, und die Vorschriften, des Dichter durchaus; er gieng dabey in marktschreyerisches Costume gekleidet.

Die Sucht, als Wizling zu glänzen, und Verstandsschwäche, die iede Declamation in Afterwiz verschraubt,