Seite:Raisonirendes Journal vom deutschen Theater zu Hamburg (1801) Seite 141.jpg

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ohne Neigung die Hand gegeben; ihr Herz hängt mit platonischer Schwärmerey noch fest an Bayard; sie führt mit dem characteristisch schlechten Gatten eine freudenleere Ehe; ihre Grundsäze aber sind heldenmüthig edel, ihre Sittenreinheit wetteyfert mit dem Golde, ihre Tugend steht unerschütterlich wie ein Fels. Mit Blanka kommt Bayard in ihrem eigenen Hause unerwartet zusammen. Das Resultat ihrer wechselseitigen Erdeutlichungen ist: daß sie ein eidliches Gelübde ablegen: einander in der Welt nie wieder zu sprechen, sorgfältig auszuweichen, wenn das Ohngefähr sie zusammen brächte. Unmittelbar darauf beschleunigt Bayard seine Abreise zur Armee. Ehe sie wirklich erfolgt, wirft sich ein iunges unschuldiges Mädchen in Bayards schüzenden Arm, und gesteht ihm Liebe für einen iungen Mahler, den sie Armuthshalber nicht heyrathen soll. Bayard empfiehlt dieses Mädchen seiner wirthlichen Miranda zur einstweiligen Aufnahme. Die Wittwe Gritti macht Bayard ein Dongratuit von 2500 Ducaten, er nimmt sie an, vertheilt aber unmittelbar 2000 davon an ihre beyden Töchter zum Brautschaze, und befördert die Verbindung der iüngsten mit dem edlen Volteggio. Die übrigen 500 schenkt er dem iungen Mahler, und sezt ihn dadurch in den Stand, sein geliebtes Mädchen ohne Widerspruch zu heyrathen. – – Bald nach der Ankunft im Lager iagt Bayard einem Zahlmeister von der feindlichen Armee 15000 Ducaten kriegsrechtlich ab, Bayards Freund, Ritter Tardieu, fordert sie mit Ungestüm für sich, weil er auf den nemlichen Fang zu gleicher Zeit mit Bayard ausgeritten ist. Bayard verweigert sie seinen Drohungen, überläßt ihm aber deren eine Hälfte freywillig, zum Geschenke für Tardieu’s alten Vater, der seine verfallene Burg davon wieder aufbauen soll. – In einer Dorfschenke kömmt bald darnach Bayard mit Blanka, welche, nach Befehl ihres Gatten, zu einer Verwandtin von ihm reiset, ohngefähr zusammen; sie