J. F. Ernst (d. i. Johann Friedrich Ernst von Brawe, 1746–1806): Raisonirendes Journal vom deutschen Theater zu Hamburg (14.–26. Stück) | |
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elterlicher Genehmigung, als Braut in den Armen des ersten, und einzigen, über ieden falschen Verdacht gerechtfertigten, von jedem sonstigen Fehler durch Verzeyhung losgesprochenen, Geliebten. – Madame Langerhans behandelte diese Rolle mit Anstande, und mit intereßanter Innigkeit.
Eduard Löwe, der Canzleydirectorin leiblicher Sohn, hat durch Staar-Krankheit sein Gesicht verlohren, bekömmt es durch die geschikte, im Erfolge glükliche, Operation seines Jugendfreund, des nemlichen wieder, den das Herz seiner Stiefschwester gewählt, der seine Mutter durch das Epigramm so schwer beleidigt hat, hängt an eben deßelben Schwester mit früher inniger Liebe, erhält sie, nach erfolgter Aussöhnung zwischen ihrer und seiner Familie, zur Gattin. Ein sehr expreßives Gebehrdenspiel, und sehr richtig abgemeßene Haltungen, müßen die Eigenheiten dieser Rolle würdigen, den Zustand eines Menschen, der Jahre lang vollen Genuß geselliger Freuden durch Blindheit entbehrt hat, ihn, glüklich operirt, wieder erlangt, treffend auszeichnen, iene dadurch zur mitleidigen Theilnahme, zur intereßanten Wohlgefälligkeit, befördern. Wer Heute unser deutsches Schauspielhaus mit Selbstgefühle besucht hat, wird gewiß allen künstlerischen Nuancen des Herrn Wohlbrük Gerechtigkeit wiederfahren laßen, ihnen vollständigen Beyfall zugestehen – eine einzige derselben hat mich nicht ganz befriediget: In der 1ten Scene des IV. Act schlug Herr Wohlbrük, als ihm unmittelbar nach der Operation die Binde abgenommen wurde, seine Augen zu schnell, und zu weit, auf, um
J. F. Ernst (d. i. Johann Friedrich Ernst von Brawe, 1746–1806): Raisonirendes Journal vom deutschen Theater zu Hamburg (14.–26. Stück). Conrad Müller, Hamburg 1801, Seite 148. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Raisonirendes_Journal_vom_deutschen_Theater_zu_Hamburg_(1801)_Seite_148.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)