J. F. Ernst (d. i. Johann Friedrich Ernst von Brawe, 1746–1806): Raisonirendes Journal vom deutschen Theater zu Hamburg (14.–26. Stück) | |
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mit Herrn Solbrig besezt, und sein Spiel erhob sie – man kann es ihm ohne schmeichelndes Vorurtheil zugestehen – über allen Tadel, zu einem hohen Grade von Vollkommenheit. Er behandelte die 10te Scene im II., die 11te 18te und 19te im III., und die 12te im IV. Acte vorzüglich meisterhaft. Eleganter aber hätte Herr Solbrig zu dieser Rolle angezogen seyn können und sollen. Armseligkeit begleitete ia den Doctor Busch nicht nach Hause zurük, er war in einer Verfaßung, daß er ieden ihm in Gelde angebotenen Lohn wegweisen konnte, und hatte auch am Hauptmann Klinker einen Freund zur Seite, von dem er einstweilige Unterstüzung unbedenklich fordern, und annehmen, unfehlbar erwarten, durfte. Merkliche Armseligkeit im Aeußern stimmte zu den iezigen Absichten des Rükkehrenden keinesweges. Die anerkannte Wahrheit: Kleider machen Leute, mußte der durch Erfahrung auch politisch klug gewordene Dr. Busch in seiner veränderten Lage nicht unbeachtet laßen.
Herr Herzfeld spielte den Hauptmann Klinker, in deßen Character Rechtschaffenheit, Bonhomie, und sich stets aufrecht erhaltender Frohsinn, einzig hervorstechen, deßen Denken und Handeln nur von diesen Triebfedern in abwechselnde Bewegung gesezt wird, so ungekünstelt, so treffend, so empfehlend, daß man sich immer auf iede Scene, in der er auftrat, im Voraus freuen konnte.
Cammerrath Hippeldanz ist ein seltsames Original, deßen Existenz die Natur gerade in einer Crisis
J. F. Ernst (d. i. Johann Friedrich Ernst von Brawe, 1746–1806): Raisonirendes Journal vom deutschen Theater zu Hamburg (14.–26. Stück). Conrad Müller, Hamburg 1801, Seite 150. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Raisonirendes_Journal_vom_deutschen_Theater_zu_Hamburg_(1801)_Seite_150.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)