J. F. Ernst (d. i. Johann Friedrich Ernst von Brawe, 1746–1806): Raisonirendes Journal vom deutschen Theater zu Hamburg (14.–26. Stück) | |
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Wohlthaten, zu feßeln; erhabner Muth und rascher Entschluß in drohenden Gefahren, zu denen der milde Vater des Vaterland fähiger ist, wo er mehr Gutes ausrichtet, als der despotische Tyrann; Selbstgefühl bey dem Allen, daß seine Herrschaft saure Arbeit, sein Dank gehäufter Verdruß sey, – sind Auszeichnungen, welche der Dichter in diesem Schauspiele dem Czaar zueignet, welche die Geschichte Peter dem Großen für einzelne Perioden seiner weltberühmten Regierung nicht abspricht, und welche Herr Herzfeld Heute auf der Bühne trefflich nuancirte. Für die 2te, 4te, und 7te Scene des zweyten; für die 4te und 5te des dritten; für die lezte im vierten Acte, verdient er als ächter dramatischer Künstler einstimmig gepriesen zu werden.
Den Minister, welcher es fühlt, daß die Einsichten des Monarchen die seinigen weit übertreffen, daß sie ihn selbst bis auf den Grund durchschauen, und der daher das innere Misbilligen mancher von Jenem gefaßten Beschlüße unter politischen Gehorsam verschleyert; den General, an deßen Sittenverfeinerung des Czaar allgemeines Bemühen um solche noch Wenig ausgerichtet hat, der aber von treuester wachsamster, pünktlichster, Erfüllung seiner unmittelbaren Pflichten mit keinem Schritte abweicht, obgleich jede Ausgeübte roher Ton und strenge Gravität begleiten;
J. F. Ernst (d. i. Johann Friedrich Ernst von Brawe, 1746–1806): Raisonirendes Journal vom deutschen Theater zu Hamburg (14.–26. Stück). Conrad Müller, Hamburg 1801, Seite 167. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Raisonirendes_Journal_vom_deutschen_Theater_zu_Hamburg_(1801)_Seite_167.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)