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Funfzehntes Kapitel.
Was der liebenden Anhänglichkeit in Beziehung auf andere Anhänglichkeiten entgegen steht; Verbindungen, in denen Eigennutz und Beschauungshang prädominieren.

Es ist im zweyten Buche dieses Werks bereits hinreichend ausgeführt worden, daß Verbindungen, in denen der Eigennutz prädominiert, (z. B. diejenige, die unter Handlungsgenossen Statt findet,) daß andere, in denen der Beschauungshang prädominiert, (z. B. diejenige, die wir etwa für einen Helden des Alterthums empfinden,) nicht liebend sind. Aber viel schwerer ist es, diejenigen Anhänglichkeiten von der Liebe abzusondern, die wirklich Wohlwollen und Wohlthätigkeit zeigen, und den Verbündeten beglücken, ob sie gleich auf feinerer Selbstheit und einem versteckten Beschauungshange beruhen.

Eine Anhänglichkeit, die aus lauter liebenden Affekten besteht, ist ein Unding. Das Uebergewicht dieser letzten über die des Eigennutzes und des Beschauungssinnes bestimmt allein den liebenden Charakter der Verbindung im Ganzen.

Hier ist es nun für den fremden Zuschauer mißlich, die richtige Rechnung zu ziehen, und selbst die verbundenen Personen sind oft zweifelhaft: ob die Verbindung dem Herzen gehöre oder nicht? Das sicherste Merkmahl, daß ihr liebt und geliebt werdet, ist dieß, wenn ihr in Collisionsfällen den Eigennutz und Beschauungshang der Liebe weichen, und euch in den meisten Augenblicken der Dauer eurer Verbindung weniger