Seite:Ramdohr-Venus Urania-Band 2.djvu/279

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folgen sich geschwinder, du lächelst! Ha! mein Bild steht vor deiner Seele! Schon streckst du deine Arme nach mir aus, rufst meinen Nahmen, – und erwachst! – Seufzend erblickst du das Licht des anbrechenden Tages, der dich in deine Einsamkeit zurückbringt. Du schließest deine Augen noch einmahl, die geliebte Täuschung umzuholen, aber vergebens! Unfähig den Flüchtling zu erhaschen, erflehst du jetzt vom Himmel Segen für uns beyde, und erneuerst die Gelübde ewiger Liebe und Tugend! O Correggio, o Guido! Von euern Madonnen entlehne ich die Gestalt meiner betenden Geliebten! O Fielding, o Rousseau, eure Sophien erscheinen mir, wenn ich sie jetzt in der Ausübung mühsamer Pflichten, oder unterhaltender Talente sehe! Ueberall leiht ihr die Liebe neue Stärke und einen reitzenden Ausdruck! Ja, sie wähnt, mein Ohr horche auf ihren Gesang, mein Auge prüfe das Werk ihrer Nadel, meine Hand leite sie in die Hütte des Armen, den ihr Zuspruch mehr als ihre thätige Hülfe erfreut! So schmücke ich dein liebes Wesen, Freundin, und o! der seligen Zukunft, die uns wieder vereinigt! Ein goldenes Zeitalter, ein Eden, aus allem zusammengesetzt, was Natur und Kunst, was Erfahrung und Ahndung reitzendes darbiethen, bildet sich mein schaffender Genius zum Wohnort für uns beyde! Komm, komm hier in meine Arme! Ewige Huldigungen sind dir hier bereitet, unaussprechliche Lust an edler Geselligkeit, und vor allem Wonne der Liebe, ohne Furcht vor Sättigung, und ohne Besorgniß gewaltsamer Störung!