Seite:Ravensburg Verkehrsleben 11.jpg

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zugleich auch die Gründung einer Postanstalt in Ravensburg. Jene erfolgte in dem Jahre 1681, demselben, in welchem Straßburg an die Franzosen verloren ging. Ravensburg verdankte die neue Verkehrseinrichtung nicht gerade seiner damaligen eigenen Verkehrsbedeutung, sondern dem Umstand, daß man eben an diesem Punkte eine Station für Pferdewechsel nötig hatte. Die Taxissche Postverwaltung wollte nämlich damals Ulm und Nürnberg in unmittelbare Postverbindung mit Lindau und der Schweiz bringen (über Biberach und Waldsee). Während größere Reichsstädte, wie Nürnberg und Ulm, sich mit allen Kräften dagegen wehrten, daß Postämter innerhalb ihrer Ringmauern errichtet würden, sah in Ravensburg der Magistrat sehr gern ein solches dort entstehen und ließ ihm jede Förderung zuteil werden, in der Erwartung, daß die neue Post und die mit ihr durchreisenden Fremden etwas Verdienst unter die durch die Kriege verarmte Einwohnerschaft bringen möchten.

Den Betrieb der Posten jener Zeiten kann man sich nicht bescheiden genug vorstellen. Es wurden bloß Briefe befördert und zwar nicht mittelst Wägen, sondern durch reitende Postillone. Diese regelmäßige Postverbindung fand aber nicht alltäglich statt, sondern setzte sich auch auf der Ravensburger Linie anfänglich und jahrzehntelang in der Woche nur einmal in jeder Richtung in Bewegung. Außer dem Briefdienst befaßte sich die Post noch mit Extraposten, d. h. die Posthalter stellten auf Verlangen den durchreisenden Vornehmen, auch den Regierungs- und Hofkurieren gegen hohes Entgelt frische Pferde von einer Station zur andern. Eine regelmäßige Beförderung von Paketen und Personen durch die Posten kam erst im Laufe des 18. Jahrhunderts nach und nach auf, übrigens keineswegs auf allen Postrouten. Die verschiedenen Zweige des postalischen Geldverkehrs sind bekanntlich erst eine Errungenschaft des 19. Jahrhunderts.

Das Briefporto der Taxisschen Posten hing von der zurückgelegten Wegstrecke ab und steigerte sich in annähernd gleichem Verhältnis mit dieser. Es war darum für kürzere Strecken etwas billiger, als es heute der Fall ist, auf größere Entfernungen aber viel teurer; z. B. ein einfacher Brief, einerlei ob frankiert oder unfrankiert, von Ravensburg nach Memmingen, Lindau, Überlingen oder Biberach kostete nur 2 Kreuzer, das ist nicht ganz 6 Pfennig heutiger Währung. Dagegen betrug nach Hamburg das Porto auf dem billigsten Wege 20 Kreuzer = 57 Pfennig unseres Geldes. Dazu kam allerdings noch, wenn der Brief am Bestimmungsort durch den Briefträger ausgetragen wurde, in allen Fällen der von dem Briefempfänger zu entrichtende Briefbestellkreuzer.


VII. [Straßenwesen]

Die politische Zerrissenheit, an der ganz Deutschland krankte, war auf die Spitze getrieben in Oberschwaben. In dieses teilten sich mehrere Dutzend selbständige Herrschaften und Reichsstädte, deren Gebiete seltsam zerhackt[1] und ineinander verschlungen waren, und zwischen denen eingestreut kleine österreichische Gebietssplitter lagen. In allem, was mit Volkswirtschaft und Verkehr zusammenhing, zeitigte dieser Umstand die übelsten Folgen und so ganz besonders im Straßenwesen.

Planmäßig die Landstraßen in ununterbrochen gutem Zustand zu erhalten, das war von vornherein ein Gedanke, der jenen Zeiten ziemlich ferne lag. Man wartete


  1. [S. 11, Anm. 1:] Z. B. das Gebiet der Reichsstadt Biberach bestand aus neun getrennten Stückchen.