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in Flammen auf.[1] – Reinhardtswalde mit seinen strohgedeckten Holzhäusern war in wenigen Stunden ein rauchender Schutt- und Trümmerhaufen geworden. Weiber und Kinder waren geflüchtet, andere von den Mordbrennern erschlagen, die Männer und Jünglinge im Kampfe mit den Hussiten gefallen. –

     Das niedergebrannte Dorf wurde nicht wieder aufgebaut. Nach Jahren hatte der Wald seine Stätte überzogen, und wo einst fröhliche Kinder spielten und lachten äst heute das Reh auf einsamer Waldwiese und geht zur Tränke am ehemaligen Dorfbächlein, noch heute das Reinhardtswalder Wasser genannt.

     Die heimatlos gewordenen und noch lebenden Bewohner des untergegangenen Dorfes fanden bei Verwandten und Bekannten in den umliegenden Ortschaften, wie in Kleinwolmsdorf, Erkmannsdorf, einzelne auch in Arnsdorf, Fischbach und Wilschdorf, liebevolle Aufnahme. – Generationen sind seitdem gekommen und gegangen. Die Zeugen jener blutigen Tage sind längst vermodert und vermorscht. Viele von ihnen schlafen draußen in dem stillen Waldtale. Ihre Gräber sind aber mit der Zeit freilich verwischt. Nur die Hügel, auf dem einst das mit Stroh und Schindeln gedeckte Kirchlein stand, ist noch deutlich erkennbar. Im Volksmund wird er der Kirchberg genannt und auf den Generalstabskarten auch mit diesem Namen bezeichnet. Rings um das kleine Gotteshaus lag der Friedhof, von dessen Ringmauer in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts noch Reste vorhanden waren. Vor 100 Jahren wurde auf dem Kirchberg beim Bäumeroden ein Grabgewölbe


  1. Vgl. das Schriftchen des Verfassers: „Wie Reinhardtswalde bei Stolpen wüste wurde.“ Verlag v. Hübner in Bautzen.
Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Bernhard Störzner: Reinhardtswalder Sagenbüchlein. Buchhandlung Otto Schmidt, Arnsdorf in Sachsen 1924, Seite 4. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Reinhardtswalder_Sagenb%C3%BCchlein_Fr._Bernh._St%C3%B6rzner_04.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)