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entdeckt. – Vom Kirchberge führte ein Hohlweg hinab zum Dorfe. Es war der Leichenweg, auf dem man die Verstorbenen hinauf nach dem Gottesacker zur letzten Ruhe brachte. Er ist noch deutlich erkennbar.

     Der Reinhardtswalder Kirche schräg gegenüber lag der Gasthof, der Krug von Reinhardtswalde. Vor ihm breitete sich der von einer großen Linde überschattete Dorfplatz aus. Hier war auch der steingefaßte Dorfbrunnen, zu dem gegen Abend die Frauen und Mädchen kamen, um Wasser zu schöpfen.

     Am oberen Ende des Dorfes, nach der Budißiner Landstraße zu, lag am alten Bischofswege die Reinhardtswalder Mühle. Die hohen Dämme der ehemaligen Mühlteiche sind noch zu sehen. Vor wenigen Jahren war auch noch ein Stück Mauer vorhanden, jedenfalls ein Rest der Reinhardtswalder Mühle. –

     Am Reinhardtswalder Wasser, das murmelnd durch den stillen Wiesengrund zieht und in der Nähe der Insel mit der Röder sich vereinigt, lagen links und rechts die Gehöfte. Noch sind da und dort deutlich die Rampen zu sehen, welche die Lage der Häuser kennzeichnen.

     Ueber die Geschichte von Reinhardtswalde wissen wir leider nicht allzuviel. In den alten Urkunden ist wenig zu finden. Wir sind in der Hauptsache auf das angewiesen, was uns die Volksüberlieferung berichtet, und Frau Saga ist da viel beschäftigt gewesen und hat mit dem immergrünen Efeu deutscher Dichtung das wüste Dorf lieblich umrankt und raunt und flüstert daselbst allerorten.

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Bernhard Störzner: Reinhardtswalder Sagenbüchlein. Buchhandlung Otto Schmidt, Arnsdorf in Sachsen 1924, Seite 5. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Reinhardtswalder_Sagenb%C3%BCchlein_Fr._Bernh._St%C3%B6rzner_05.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)