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Aschermittwoch, den 24. Februar

Nur das Datum habe ich hier aufgeschrieben, und seitdem sind schon wieder mehrere Tage vergangen.

Aschermittwoch, — ein trübseliges Datum, aber wohl nur für den, der seine Besinnung schon wiedergefunden hat.

Uns allen war sie völlig abhanden gekommen, es herrschte nur eine still glückselige Aufgelöstheit, und immer noch tönten uns Nachklänge der verbrausten Feste in die Ohren.

Wir kamen die letzten drei Tage nur flüchtig und besuchsweise heim, — ins Eckhaus, denn in dieser Zeit war das Eckhaus unser aller Heimat. Wir wußten längst nicht mehr, wer eigentlich zu uns gehörte und wer ein Fremder war — ob man sich als Freund gegenüberstand oder als Todfeind — und wer sich liebte, haßte oder völlig gleichgültig war.

Und wenn es wirklich das Ziel dieses Stadtteils ist, daß alle Individualität aufhört, jedes Einzelleben sich

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Fanny Gräfin zu Reventlow: Herrn Dames Aufzeichnungen. Albert Langen, München 1913, Seite 146. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Reventlow_Herrn_Dames_Aufzeichnungen.pdf/150&oldid=- (Version vom 1.8.2018)