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Maria war völlig konsterniert und dachte angestrengt nach, der sonst so skeptische Willy meinte mit einem leichten Schauder, es gäbe wohl auch heidnische Ritualmorde, vielleicht sollte Konstantin angesichts der Murra geschlachtet werden, um sie, die sich im Karneval mit ihm vergangen, zu entsühnen — oder man brauche Blut von Sonnenknaben zu Zauberzwecken.

Die späte Nachtstunde trug dazu bei, daß uns sehr unheimlich zumut war. Es fror uns, Orlonski machte ein großes Feuer im Herd an und stärkte uns mit Kaffee. Dann legte er einen geladenen Revolver auf den Tisch und erklärte, gegen etwaige Überfälle sei man gewappnet, — im übrigen halte er jene Leute nur für verrückt.

Mir fiel der Morgen bei Adrian ein — und daß der Professor damals sagte, auf den Verrat kosmischer Geheimnisse stehe der Tod.

Die anderen wollten es nicht glauben, aber Susanna bestätigte, daß sie es ebenfalls gehört hätte. Konstantin wurde blaß: „Habe ich denn kosmische Geheimnisse verraten?“ sagte er und sah Maria fragend an. Die zuckte die Achseln: „Das weiß man ja nie.“


Wir saßen um den Tisch, tranken unseren Kaffee, zwischen den Tassen lag der Revolver, und niemand dachte mehr an Schlafengehen.

Als es dann wirklich noch einmal draußen läutete,

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Fanny Gräfin zu Reventlow: Herrn Dames Aufzeichnungen. Albert Langen, München 1913, Seite 164. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Reventlow_Herrn_Dames_Aufzeichnungen.pdf/168&oldid=- (Version vom 1.8.2018)