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hätte ihn ebensogut gleich heiraten können, und alles wäre vermieden worden. Es wurde aber nicht vermieden, denn es war über mich verhängt, diesen Namen zu bekommen und mein Leben lang mit ihm herumzulaufen.

Dame — Herr Dame — wie kann man Herr Dame heißen? so fragen die anderen, und so habe ich selbst gefragt, bis ich die Antwort fand: Ich bin eben dazu verurteilt, und der Name verurteilt mich weiter zu allem möglichen — zum Beispiel zu einer ganz bestimmten Art von Lebensführung — einem matten, neutralen Auftreten, das mich irgendwie motiviert. Dissonanzen kann ich nun einmal nicht vertragen, und das Matte, Neutrale liegt wohl auch in meiner Natur. Ich habe es nur allmählich noch mehr herausgearbeitet und richtig betonen gelernt.

Über das alles habe ich mit Dr. Gerhard ausführlich gesprochen, er schien es auch zu verstehen, und es interessierte ihn. Der „Verurteilte“ sei wohl ein Typus, meinte er, mit derselben Berechtigung wie „der Verschwender“, „der Don Juan“, „der Abenteurer“ und so weiter als feststehende Typen betrachtet würden. Dann hat er gesagt, jeder Mensch habe nun einmal seine Biographie, der er nachleben müsse. Es käme nur darauf an, das richtig zu verstehen — man müsse selbst fühlen, was in die Biographie hineingehört und sich ihr anpaßt — alles andere solle man ja beiseite lassen oder vermeiden.

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Fanny Gräfin zu Reventlow: Herrn Dames Aufzeichnungen. Albert Langen, München 1913, Seite 13. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Reventlow_Herrn_Dames_Aufzeichnungen.pdf/17&oldid=- (Version vom 1.8.2018)