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etwas, denn da ich niemand kannte, mußte ich vorläufig auf meinem Platz sitzen bleiben und Tee trinken. Gerhard machte vor einem jungen Mädchen halt — neben ihr auf einem Tischchen stand ein grüner Frosch aus Porzellan oder Majolika — und sagte etwas wehmütig:

„Gnädiges Fräulein — Sie sollten eigentlich immer einen grünen Frosch neben sich sitzen haben.“

Dann ging er weiter von einer Gruppe zur anderen und sagte wahrscheinlich ähnliche Dinge, denn wo er hinkam, wurde es gleich etwas belebter.

Ich beneidete ihn im stillen um diese Gabe, denn ich konnte mich nicht recht in die Konversation hineinfinden.

Es war die Rede von Menschen im allgemeinen, von ihrem Wesen, und worauf es dabei ankäme. Der Professor sagte etwas überstürzt und definitiv:

„Auf die Geste kommt es an.“ — Die jungen Herren, es waren zwei oder drei — nickten bedeutungsvoll zustimmend, und die ältere Dame aus dem Café — die kappadozische — die ich gleich wiedererkannt hatte — sagte lebhaft:

„Ich hätte gedacht — in erster Linie auf die Echtheit des Empfindens.“

„Empfinden ist immer echt,“ bemerkte Hofmann wieder sehr definitiv, so daß man nicht anders konnte als ihm beistimmen. Aber Gerhard, der jetzt wieder

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Fanny Gräfin zu Reventlow: Herrn Dames Aufzeichnungen. Albert Langen, München 1913, Seite 38. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Reventlow_Herrn_Dames_Aufzeichnungen.pdf/42&oldid=- (Version vom 11.5.2019)