Seite:Reventlow Herrn Dames Aufzeichnungen.pdf/73

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„Also — das dürfen Sie nun vor allem nicht verwechseln. Bei dem Psychometer handelt es sich um die Seelensubstanzen des einzelnen, die unter anderem an seinen Gebrauchgegenständen haften bleibt. Zum Beispiel Adrian, den Sie auch kennen, besitzt einen Lehnstuhl von einer Großmutter, den er als gespenstisch empfindet, weil die Substanz der Verstorbenen ihm wahrscheinlich noch anhaftet. Ist er abends alleine in seinem Zimmer, so wird er sich nie entschließen, in diesem Lehnstuhl zu sitzen, obgleich er ungemein bequem ist. — Aber lassen wir Adrians Großmutter — sie ist belanglos, und die ganze Sache mit den Einzelsubstanzen ist eigentlich unwahnmochingisch. Wahnmoching lehnt den Individualismus ab und lehrt, daß der einzelne wenig in Betracht kommt. Von großer Wichtigkeit sind dagegen die Ursubstanzen, aus denen die Einzelseele zusammengesetzt ist, so, wie ich Ihnen schon einmal sagte, die Rassensubstanzen: — die römische — germanische — semitische und so weiter. Diese befinden sich im Blut, — unterstreichen Sie Blut, es ist von größter Bedeutung. Wo nun eine von ihnen das Übergewicht bekommt, so daß sie allein das Erleben (Schauen, Dichten, Handeln und vor allem auch das Träumen) beherrscht — da haben wir die Vorbedingungen für das Zustandekommen der Blutleuchte. Hier ist nun eine mystische Komplikation zu merken: irgendeine heidnische Substanz hat periodisch größere Stärke, daher

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Fanny Gräfin zu Reventlow: Herrn Dames Aufzeichnungen. Albert Langen, München 1913, Seite 69. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Reventlow_Herrn_Dames_Aufzeichnungen.pdf/73&oldid=- (Version vom 1.8.2018)