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ab — mit etwas gutem Willen werden Sie schon dahinterkommen. — Also kosmisch — kosmisch ist das Prinzip, welches das wahre unmittelbare Leben aufbaut und in jedem Wesen, das überhaupt an ihm Teil hat, das gleiche ist. Notabene: den Begriff kosmisch braucht man gewöhnlich nur im Gegensatz zum chaotischen. Erst indem man ihn statt auf das Gebilde auf die bildende Kraft anwandte, bekam er die wahnmochinger Nuance.

Kosmisch werden deshalb solche Erlebnisse genannt, die deutlich aus diesem Prinzip stammen — auch Träume werden dazu gerechnet und spielen eine große Rolle. Delius oder Hallwig pflegen darüber zu entscheiden, ob ein Traum oder Erlebnis kosmische Bedeutung hat — die Damen beim Jour irren sich häufig über diesen Punkt und begehen dann Mißgriffe, welche den Professor Hofmann nervös machen. Denn auch er erfreut sich in diesen Fragen einer gewissen Autorität.“

„Ich danke Ihnen, cher philosophe — die Nebel fangen an sich zu lichten — aber was heißt molochitisch?“

„Moloch, Herr Dame, wie Sie vielleicht wissen, war ein unangenehmer Götze, der sich von kleinen Kindern nährte, mithin also das Lebendige, Hoffnungsvolle verschlang. Molochitisch bedeutet daher in gutem wahnmochinger Jargon alles lebensfeindliche, Leben vernichtende — kurz und gut, das Gegenteil von kosmisch. Man wandte nun in unserem Stadtteil mit Vorliebe

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Fanny Gräfin zu Reventlow: Herrn Dames Aufzeichnungen. Albert Langen, München 1913, Seite 71. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Reventlow_Herrn_Dames_Aufzeichnungen.pdf/75&oldid=- (Version vom 1.8.2018)