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und unter seinem Kommando wurde eine Art militärische Einkleidung vorgenommen. Wir fuhren aufs Land, alle in der heitersten Stimmung, selbst im Waggon fingen sie noch wieder an, einen Konter zu tanzen, aber der Schaffner verbot es.

Es war ein wundervoller, weißer Wintertag, wir trieben uns viele Stunden im Schnee herum. Susanna hatte mich zum Partner genommen, und ich fühlte mich stillglücklich, ich der Müde, Verurteilte, unter diesen Unermüdlichen. Sie verlangen ja nicht, daß ich mich persönlich stark betätige, und ich störe sie nicht, ich lasse mich so gerne mitziehen. — Maria war an dem Tag stürmisch und voller Leben, mit Willy zusammen sauste sie leidenschaftlich die Abhänge hinunter — einmal stürzen sie und der Schlitten geht entzwei. Orlonski macht ihr Vorwürfe, es ist immer etwas Krieg zwischen den beiden, und er hält beim Sport auf Ordnung. Sie lacht nur und sagt:

„Oh, meinetwegen soll alles zerbrechen, — alles, nicht nur der Schlitten, auf dem ich fahre.“

Und Susanna war schläfrig, ihre Bewegungen hatten etwas Mattes, — sie meinte, die Welt sei für sie heute in lauter Schleier gewickelt. Wenn Orlonski in ihre Nähe kam, drückte sie ihm die Hand. Er sah sie an — seine Augen sind scharf und graublau — wie von Stahl —

„Onski, ich bin sehr glücklich — das Leben ist so schön —“ sagte sie.

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Fanny Gräfin zu Reventlow: Herrn Dames Aufzeichnungen. Albert Langen, München 1913, Seite 93. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Reventlow_Herrn_Dames_Aufzeichnungen.pdf/97&oldid=- (Version vom 1.8.2018)