Seite:Reventlow Werke 0522.png

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schlug er einen Trauergottesdienst vor, — alle drei rauften sich die Haare und schlugen sich an die Brust, während sie den Mohu umtanzten und seinen Fluch auf Cläre Huhn herabriefen. Sie sollte ihm zu Ehren geschlachtet und verbrannt werden, wenn er seinen treuen Dienern zu Hilfe kam. Danach lag jeder vor seiner Hütte, und sie pflogen Rat, was jetzt zu tun sei. Alle drei waren in kriegerischer Stimmung und verlangten danach, sie auszutoben. Detlev kroch vorsichtig den Abhang hinauf, um zu sehen, ob nicht etwa wieder die Dorfkinder zum Blumenpflücken in die Koppel eingebrochen wären. Und richtig, da war eine ganze Rotte, raufte Feldblumen und trat das Gras nieder. Nun erhoben sich auch die beiden andern, sie schlichen geduckt am Wall entlang und umzingelten den Feind. Bald war eine wütende Prügelei im Gang, die Bundesgenossen trugen trotz ihrer geringen Zahl den Sieg davon und machten ein paar Gefangene, die übrigen entflohen unter zornigen Drohreden. Nun hielten sie Gericht: den Mädchen banden sie mit Taschentüchern die Augen zu und stürzten sie vom Wall herab. Ein Junge, der sich heftig zur Wehr setzte, sollte mit in ihre Stadt geschleppt werden. Sie warfen ihn nieder, zogen ihn an Armen und Beinen über das Gras hin zu den Hütten, wo er dann noch ein paarmal hin- und hergeschwenkt und in einen großen Brennesselbusch geworfen wurde. Damit war ihr Blutdurst gestillt, und der Gerichtete durfte mit ziemlich zerrissenen Kleidern heimgehen, während das Geschwisterpaar mit seinem Freunde frohlockend den Mohu umtanzte.

Nach diesem stolzen Tage fing das Schulleben für Ellen und Detlev wieder an. Es war wenigstens ein Glück, daß die neue Lehrerin nicht im Hause wohnte und nur zu den Stunden kam. Die Kinder wußten bald, daß mit ihr nicht so leicht fertig zu werden war wie mit der früheren, die sie jetzt in der Erinnerung mit einem förmlichen Nimbus umgaben.

Die Mutter hatte eingehend mit ihr über Ellen gesprochen, und das Fräulein nahm sich vor, das

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Fanny Gräfin zu Reventlow: Ellen Olestjerne. München: Albert Langen, 1925, Seite 522. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Reventlow_Werke_0522.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)