„Und schon sehe ich Orangenhaine, schon leuchtet das blaue Meer …“
Er neigte sich plötzlich zu ihr, ihre Augen schauten in die Ferne und hatten das Leuchten jenes so heißersehnten Meeres, um ihre Lippen spielte ein zartes, träumerisches Lächeln. Da verstand er alles.
„Ich warte! Ich warte, warte!“ flüsterte er immer leiser, in seiner Stimme zitterten Freude, Hoffnung und Glück.
„Denkst du noch daran?“ Ihre Lippen bewegten sich leise, es wehte ein süßer, berauschender Ton an sein Ohr.
„Ich bin bereit! Und wäre es auch in diesem Augenblick.“
Der Wagen hielt vor dem Hotel.
„Morgen!“ rief sie ihm beim Abschied mit einem Lächeln zu, das voll von Verheißungen war.
Lange lauschte er dem Rollen des sich entfernenden Wagens. „Morgen!“ wiederholte er, er fühlte, wie die Apathie von seiner Seele herabglitt gleich düsteren Schleiern, wie in seinem Herzen die wundersame Glut der Kraft, der Verzückung zu glimmen begann. Er benutzte den Fahrstuhl nicht, sondern flog die Treppen hinauf, wie im Freudensturm! Er blieb zuweilen an den Biegungen stehen und rief triumphierend gleichsam der ganzen Welt zu:
„Also morgen, morgen!“
Ada, die ihn begrüßte, sah blaß und elend aus.
„Die kleine Wanda ist krank!“
„Wanda?“ Diese unerwartete Kunde machte ihn traurig.
Władysław Reymont: Der Vampir. Albert Langen, München 1914, Seite 277. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Reymont_-_Der_Vampir.djvu/277&oldid=- (Version vom 1.8.2018)