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Text von Wilhelm Tappert: Richard-Wagner-Galerie

Seltsame Pläne ziehen über sein Herz, welches, wenn auch nicht mehr jung, doch nicht alt genug ist, um den Stand eines Wittwers beizubehalten. Vielleicht blitzt es ihm durch den Sinn, sich neben dem steifen Schreiber noch in die Reihe der um das schöne Nachbarkind Werbenden zu stellen? Da geht die Thüre auf und der ritterlich schmucke Walther von Stolzing steht vor ihm. Die Liebe hat den Jungherrn zum Dichter gemacht, jetzt reift sie ihn auch noch zum Meister-Sänger. Sachsen’s Plan kommt bald zum Schluss. Die Art und Weise wie er ihn ausführt, ist ebenso zart, wie überraschend und leitet zu dem gewünschten freudigen Ziele, welches die Geliebten vereint. Mit Recht bricht dann das auf der Festwiese zahlreich versammelte Volk in volle Bewunderung über den Dichter und den feinfühligen Menschenfreund aus, welcher mit der eindringlichen Lehre, die deutsche unverwüstliche, Alles überdauernde Kunst zu schützen und immerdar in Ehren zu halten, sein schönes Werk beschliesst:


Ich sage euch
ehrt eure deutschen Meister,
Dann bannt ihr gute Geister!
Und gebt ihr ihrem Wirken Gunst,
zerging in Dunst
das heilige römische Reich,
uns bliebe gleich
die heilige deutsche Kunst!



Empfohlene Zitierweise:
Text von Wilhelm Tappert: Richard-Wagner-Galerie. Hanfstaengl’s Nachfolger, Berlin 1876, Seite 100. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Richard-Wagner-Galerie.pdf/109&oldid=- (Version vom 1.8.2018)