Du, Herr, kennst ganz allein
die Tiefen in der Welt zum voraus;
was in den Zeiten sich ereignet,
führst du ja durch dein Wort herbei.
Der Erdbewohner Werke wegen
bringst du so schnell der Zeiten Anfänge herbei;
der Zeitabschnitte Ende kennst nur du allein.
der alles leicht durch einen Wink vollführt,
und dessen Worten auch die Anfänge der Welten dienstbar sind,
was ihnen zubereitet ist,
um sie auf diese Art zu trösten!
machst eine Öffnung in den Zaun
für die, die unerfahren sind,
erhellst die Dunkelheiten
und offenbarest das Verborgene den Makellosen,
die sich im Glauben dir und dem Gesetze hingegeben.
Nun offenbar mir seine Deutung!
von dir erhielt ich über das von dir Erflehte Auskunft;
du gabst mir über das von mir Erbetne Aufschluß.
Du tatest mir auch kund,
mit welcher Stimme ich dich preisen,
von welchen Gliedern aus ich Preis und Lobgesang
zu dir empor soll steigen lassen.
und meines Hauptes Haare Stimmen,
so könnt ich dennoch dir den Lobpreis niemals abstatten
und dich so preisen, wie’s dir zukommt.
Ich kann auch nicht von deiner Herrlichkeit erzählen,
vom Glanze deiner Majestät berichten.
Was bin ich wert bei denen,
die besser sind als ich,
daß ich vom Höchsten all dies Wunderbare hörte,
die zahllosen Verheißungen von meinem Schöpfer?
Gepriesen unter Weibern sei, die mich zur Welt gebracht!
und hör nicht mit dem Preise des Allmächtigen auf;
ich zähle mit des Lobes Stimme seine Wundertaten her.
Paul Rießler: Altjüdisches Schrifttum außerhalb der Bibel. Filser, Augsburg 1928, Seite 90. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Riessler_Altjuedisches_Schrifttum_ausserhalb_der_Bibel_090.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)