Seite:Riessler Altjuedisches Schrifttum ausserhalb der Bibel 1057.jpg

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weit schlimmer als die Armut ist die Krankheit und das Siechtum.

92
Die Freude und der Jubel ist Gesundheit.
93
Das Greisenalter steht dem Tod am nächsten.
94
Die Armut ist die Hefe aller Übel,

wenn sie dem Greisenalter näher kommt.
Des Lebens Ende ist der Tod.
Es sargt das Grab den Reichtum ein.

95
Die Schönheit leidet durch das Fieber.

Gesundheit ziert das Angesicht,

96
Der Tod vernichtet Pläne;

die Auswahl übergeht zehn Teile
und schließlich trifft sie einen festbestimmten.

97
Im Menschenleben sind die Übel und die Güter recht vermischt,

doch abgesehen vom Fieber, dessen Schauern und Beschwerden
und von den schlimmen Qualen,
die man des Todes Boten heißt.

98
Was schicklich, kann sich niemand selbst aussuchen

und sich von dem, was übel ist, enthalten;
sie schreiten nach dem Maß einher,
das Gott den Menschen gibt.
solang er ihnen auch das Leben schenkt.
Die Menschen sollen nicht traurig sein;
denn über ihr bestimmtes Ziel hinaus
vermögen sie nicht fortzuleben.

99
Wir dürfen Gott nicht zürnen

der Leiden wegen, die uns treffen könnten.

100
Wie oft kam jemand schon zu Ehren und in Stellung,

hat er auch vorher vieles Leid durchkostet!

101
Dem Menschen, der in Trauer kam,

geziemt sich’s nicht, zu übertreiben;
es schadet selber ihm die Traurigkeit durch seine Seufzer.

102
Es hilft ja dem Verstorbenen nichts,

wenn jemand auf dem Boden liegt
und seinetwegen sich kasteit.

103
Wenn einem weisen Mann sein liebster Freund gestorben ist,

so wird er unter Tränen ihn zum Grab begleiten;
ist aber sein Verstorbener begraben,
dann hört er selbst mit Seufzen auf
und denkt daran und sieht’s voraus,
daß er auch selber sterben werde
und daß es einen Ort der Ruhe gebe,
den Gott den Menschen eingerichtet,
daß sie daselbst von allen Leiden in dem Leben ruhen.