Ein schlimmes Auge, schlimme Leidenschaft
und Menschenhaß schaffen den Menschen aus der Welt.
Deines Nächsten Gut sei dir so lieb wie das deinige!
Bereite dich zum Erlernen des Gesetzes vor!
Es fällt dir nicht als Erbe zu.
Alle deine Handlungen sollen im Namen des Himmels geschehen!
Beobachte genau das Lesen des „Gebetes“ und der anderen Gebete!
Wenn du betest,
so betrachte dein Gebet nicht als bloße Formsache;
es sei vielmehr inniges Flehen vor dem Gott!
Die Schrift (Joel 2, 13) sagt:
„Er ist gnädig und barmherzig,
langmütig und von großer Huld.“
Sei nicht in deinen eigenen Augen gottlos!
Sei aufmerksam beim Lernen,
damit du dem Freidenker erwidern kannst!
Bedenke, um wessen Sache du dich bemühst
und wer dein Meister ist,
der dir den Lohn für deine Arbeit gibt!
Der Tag ist kurz,
die Arbeit viel,
die Arbeiter träge
und der Lohn hoch
und der Meister drängt.
Du bist zwar nicht verpflichtet,
die Arbeit zu vollenden;
aber es steht dir auch nicht frei,
sie zu unterbrechen.
Beschäftigst du dich viel mit dem Gesetz,
so gibt man dir reichen Lohn.
Zuverlässig ist dein Meister;
er bezahlt dir den Lohn deiner Arbeit.
Aber wisse!
Der Lohn der Frommen findet sich in der Zukunft.
Merk auf drei Dinge
und du fällst nicht in Sünde!
Beherzige, woher du kommst,
wohin du gehst
Paul Rießler: Altjüdisches Schrifttum außerhalb der Bibel. Filser, Augsburg 1928, Seite 1064. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Riessler_Altjuedisches_Schrifttum_ausserhalb_der_Bibel_1064.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)