Seite:Riessler Altjuedisches Schrifttum ausserhalb der Bibel 1079.jpg

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Es heißt ja (Spr 8, 14):
„Mir eignet Rat und Hilfe, Einsicht und Stärke.“
Es verleiht ihm auch königliche Würde und Herrschaft,
Ergründung des Rechts
und Enthüllung der Geheimnisse des Gesetzes.
Er wird dadurch zu einem nie versiegenden Quell
und einem immer stärker fließenden Strom;
er ist bescheiden, geduldig und verzeiht Beleidigungen.
Es macht ihn größer und erhabener als alle Geschöpfe.

2
Rabbi Josue, Levis Sohn, sprach:

Täglich geht eine Tochterstimme vom Berg Horeb aus,
ruft und spricht:
„Wehe dem Menschengeschlecht wegen der Verachtung des Gesetzes!“
Wer sich nicht mit dem Gesetz befaßt, wird verworfen.
Es heißt ja (Spr 11, 22):
„Ein goldener Ring in der Nase eines Schweins
ist ein schönes Weib ohne Sitte.“
Ferner heißt es (Ex 32, 16):
„Die Tafeln sind ein Werk Gottes,
und die Schrift ist Gottesschrift, auf die Tafeln eingegraben.“
Lies aber nicht Charut (eingegraben),
sondern Cherut (Freiheit)!
Es heißt ja (Nu 21, 19):
„Von Mattana bis Nachaliel
und von Nachaliel bis Bamot“
(d. i. vom Geschenk zum Gotteserbe und von da zu den Höhen).

3
Wer von seinem Nächsten ein Kapitel oder einen Abschnitt,

einen Satz oder ein Wort
oder auch nur einen Buchstaben lernt,
muß ihm Ehrerbietung erweisen.
So finden wir ein Beispiel an Israels König David,
der von Achitophel nur zwei Worte lernte,
und dennoch nannte er ihn
seinen Lehrer, seinen Freund und seinen Vertrauten.
Es heißt ja (Ps 55, 14):
„Aber du, Mensch, den ich mir gleich achte,
mein Freund und mein Vertrauter.“
Sind es nur einige Worte,
so läßt sich vom Kleinern aufs Größere schließen.
Wenn Israels König David nur zwei Worte von Achitophel lernte
und ihn dennoch seinen Freund und Vertrauten nannte,
um so mehr wird der,
der von seinem Nächsten ein Kapitel oder einen Abschnitt
oder einen Satz oder ein Wort
oder auch nur einen Buchstaben lernte,