Bist du bei Sinnen,
dann tue kund, falls du Verstand noch hast:
Weswegen sehen wir die Sonne in dem Osten sich erheben,
im Westen aber untergehen
und stehen wir des Morgens auf,
dann sehen wir sie abermals im Osten sich erheben?
Belehre mich hierüber,
wenn du ein Diener Gottes bist!
Ich habe wirklich noch Verstand;
mein Sinn ist stets bei mir.
Weshalb soll ich die Großtaten des Herrn nicht künden?
Sollt gar mein Mund sich gegen meinen Herrn versündigen?
Dies sei doch ferne!
daß wir uns mit dem Himmlischen so viel beschäftigen,
wir, die wir Fleisch nur sind
und unsern Anteil an der Erde, an dem Staube haben?
mein Geist ist noch zugegen,
so hört, was ich euch fragen will!
Die Speise geht zum Munde ein;
getrunken wird mit gleichem Mund das Wasser
und kommt so in den gleichen Schlund.
Wenn aber beide ausgeschieden werden,
dann trennen sie sich voneinander.
Wer scheidet diese auseinander?
Ich weiß es nicht.
Wenn du die Ausscheidung des Körpers nicht begreifst,
wie willst du dann das Himmlische verstehen?
Nicht Dinge, die für uns zu hoch,
die wollen wir erforschen;
wir wollen vielmehr sehen,
ob du bei Sinnen bist.
Und nun erkannten wir in Wirklichkeit,
daß dein Verstand sich nicht verändert.
Die Ärzte unserer drei Königreiche sind bei uns.
Willst du von ihnen dich behandeln lassen?
Vielleicht kannst du dich wiederum erholen.
Paul Rießler: Altjüdisches Schrifttum außerhalb der Bibel. Filser, Augsburg 1928, Seite 1125. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Riessler_Altjuedisches_Schrifttum_ausserhalb_der_Bibel_1125.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)