Seite:Riessler Altjuedisches Schrifttum ausserhalb der Bibel 1194.jpg

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die schwere Arbeit zehrte ja an meiner Kraft.
Ich dachte nicht beim Weibe an die Lust;
ermüdet schlief ich ein.

6
Mein Vater freute allzeit sich an meiner Einfalt.

Die Erstlingsfrüchte gab ich durch den Priester all dem Herrn,
dann meinem Vater.

7
So ließ der Herr zehntausendfach

in meiner Hand den Segen wachsen.

8
Mein Vater Jakob wußte auch,

daß meiner Einfalt Gott zu Hilfe kam.
Denn jedem Armen und Bedrängten
gab ich des Landes Güter
in Herzenseinfalt.


4. Kapitel
1
Nun hört mich, meine Kinder,

und wandelt in des Herzens Einfalt!
Ich sehe ja:
Des Herren ganzes Wohlgefallen ruht darauf.

2
Nach Gold fragt nichts der Einfache

und übervorteilt nicht den Nächsten,
will nichts von mannigfachen Leckerbissen wissen;
an kostbarer Gewandung hat er keine Freude.

3
Er wünscht sich nicht ein langes Leben;

er wartet nur auf Gottes Willen.

4
Des Irrtums Geister haben über einen solchen keine Macht.

Er schaut nicht auf die Weiberschönheit hin,
läßt sich nicht durch Verdrehung den Verstand beflecken.

5
In seinen Sinn kommt niemals Neid

und Mißgunst läßt nicht seine Seele siechen,
noch härmt er sich mit Wünschen, unersättlich, ab.

6
Er wandelt in der Seele Einfalt

und sieht in Biederkeit des Herzens alles.
Dem Schlechten, das dem Irrtum in der Welt entspringt,
gönnt er nicht einen Blick.
Er will nicht die Verdrehung
von irgendeinem der Gebote Gottes sehen.


5. Kapitel
1
Bewahrt das göttliche Gesetz deswegen, meine Kinder!

Strebt nach der Einfalt!
Wandelt in der Unschuld!
Bekümmert euch doch nicht um eures Nächsten Arbeit!

2
Liebt nur den Herrn und euren Nächsten!

Habt Mitleid mit den Schwachen und den Armen!

3
Beugt euren Nacken für den Ackerbau!

Müht euch mit allen Feldarbeiten ab!