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3
In eurem Herzen traget Mitleid, meine Kinder!

Wie einer seinem Nächsten tut,
so tut auch ihm der Herr.

4
Auch meiner Brüder Söhne wurden krank

und starben Josephs wegen;
sie trugen ja kein Mitgefühl in ihrem Herzen.
Doch meine Söhne blieben ohne Krankheit, wie ihr wißt.

5
Am Meeresufer fing ich meinem Vater Jakob Fische,

als ich in Kanaan war.
Und viele litten auf dem Meere große Not;
ich aber blieb alleinig unbehelligt.


6. Kapitel
1
Als Erster macht ich einen Kahn zum Fahren auf dem Meer;

hierzu gab mir der Herr Verstand und Weisheit.

2
Ich machte hintendran ein Steuer

und spannt in seiner Mitte Leinwand aus an einer Stange.

3
Auf ihm befuhr ich die Gestade,

fing Fische für des Vaters Haus,
bis daß wir nach Ägypten kamen.

4
Von meiner Beute gab ich jedem Fremden voller Mitleid.
5
Und war ein Fremder da,

der krank war oder alt,
so kochte ich die Fische,
bereitete sie gut,
aus Liebe und aus Mitleid,
und brachte jedem den Bedarf.

6
Deswegen ließ der Herr mich viele Fische fangen.

Denn wer dem Nächsten gibt,
bekommt ein Vielfaches vom Herrn.

7
Fünf Jahre fing ich Fische,

gab jedem Menschen, den ich sah, davon
und hatte doch für meines Vaters ganzes Haus genug.
Im Sommer fing ich Fische;
im Winter hütete ich Schafe mit den Brüdern.


7. Kapitel
1
Nun will ich euch erzählen, was ich tat.

Sah ich im Winter einen Armen nackt,
so stahl ich heimlich ein Gewand aus meinem Haus
und schenkte es dem Dürftigen;
denn er erbarmte mich.

2
Habt also Mitleid, meine Kinder,

doch ohne Unterschied mit allen
und gebt aus gutem Herzen jeglichem
von dem, was Gott euch gibt!