Seite:Riessler Altjuedisches Schrifttum ausserhalb der Bibel 1223.jpg

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wir hätten ohne Juda Tiere aus der Herde verzehrt.
Und unser Vater glaubte alles, was er ihm nur sagte.


2. Kapitel
1
Nun, Kinder, ich bekenne meine Sünde,

daß ich ihn oftmals töten wollte.
Ich haßte ihn bis in die Seel hinein.

2
Der Träume wegen haßt ich ihn noch mehr;

ich wünscht ihn aus dem Lande der Lebendigen zu tilgen,
gleichwie das Rind das Gras vom Boden tilgt.

3
Und so verkauften ich und Simeon ihn den Ismaeliten

um dreißig Goldstücke
[und zehn verbargen wir;
nur zwanzig zeigten wir den Brüdern].

4
Erfüllt von Habsucht, wollten wir ihn töten.
5
Doch unsrer Väter Gott entzog ihn unsern Händen,

daß ich in Israel nicht einen großen Frevel tat.


3. Kapitel
1
Nun, meine Kinder, hört der Wahrheit Worte,

daß ihr Gerechtigkeit befolget
und jegliches Gesetz des Höchsten!
Laßt euch nicht durch den Geist des Hasses je verführen!
Bei allen Menschenwerken ist er schlimm.

2
Der Hassende verabscheut alles, was man tut.

Erfüllt man das Gesetz des Herrn,
so lobt er nicht;
hat jemand Furcht vorm Herrn und will das Rechte,
so liebt er diesen nicht.

3
Die Wahrheit selbst setzt er herab.

Den Glücklichen beneidet er;
Verleumdung hat er gern
und liebt den Übermut;
der Haß macht seine Seele blind,
wie ich’s bei Joseph sah.


4. Kapitel
1
Vorm Hasse hütet euch nun, meine Kinder!

Denn selbst am Herrn begeht er eine Sünde.

2
Er hört nicht aufs Gebot der Nächstenliebe;

er sündigt vielmehr wider Gott.

3
Denn, wenn der Bruder strauchelt,

so will er’s sogleich allen melden
und drängt darauf, daß jener würd gerichtet und gestraft
und selbst den Tod erlitte.