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10. Das Testament des Asser
Über der Bosheit und der Tugend Doppelgestalt

1. Kapitel
1
Abschrift des Testaments,

das Asser seinen Söhnen im 120. Lebensjahre gab.

2
Er sprach zu ihnen, als er noch gesund war:

Hört, Kinder Assers, jetzt auf euren Vater!
Ich zeig euch alles, was in Gottes Augen recht.

3
Zwei Wege gab den Menschenkindern Gott,

zwei Neigungen,
zwei Handlungsweisen,
zwei Handlungsarten und zwei Ziele.

4
Deshalb ist alles zweierlei,

das eine grad dem andern gegenüber.

5
Zwei Wege gibt’s,

den Weg des Guten und den Weg des Bösen.
Deswegen sind in unserer Brust zwei Neigungen,
die ganz verschieden sind.

6
Wenn nun die Seele Wohlgefallen an dem Guten hat,

dann sind auch alle ihre Werke recht
und sündigt sie, so tut sie sogleich Buße.

7
Wer rechtlich denkt

und Schlechtigkeit verwirft,
besiegt sofort das Böse
und rottet so die Sünde aus.

8
Doch neigt der Sinn sich zu dem Schlechten hin,

sind alle seine Werke schlecht;
das Gute stößt er von sich ab,
hängt sich ans Böse
und wird von Belial beherrscht.
So wandelt er die gute Handlung selbst in Schlechtigkeit.

9
Fängt er mit Gutem an,

so endet seine Handlung in dem Bösen.
Des Teufels Schatz ist mit dem Gift des bösen Geists gefüllt.


2. Kapitel
1
Wer nur mit Worten Gutes über Böses stellt,

verübt zuletzt auch Böses.

2
Ist da ein Mann,

der kein Erbarmen kennt
mit seinem schlimmen Spießgesellen,
so hat dies Ding zwei Seiten;
das Ganze aber ist doch schlimm.

3
Ist da ein Mensch,