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4. Kapitel
1
Die guten Männer haben Ein Gesicht.

Selbst wenn auch die mit doppeltem Gesichte sie für Sünder halten,
so sind sie doch bei Gott gerecht.

2
Denn viele tun zwei Werke bei der Tötung eines Frevlers,

ein böses und ein gutes;
doch ist das Ganze gut.
Das Schlechte wird ja ausgerottet und vertilgt.

3
Ein Mann haßt den Barmherzigen, der ungerecht,

den Ehebrecher, der noch fastet.
Auch dieses hat zwei Seiten;
jedoch das ganze Werk ist gut.
Er folgt dem Beispiele des Herrn;
durchaus nicht für das wahre Gute hält er das,
was gut nur scheint.

4
Ein andrer will sich mit den Schlemmern keinen guten Tag verschaffen,

will nicht den Mund beflecken
und seine Seele nicht beschmutzen.
Auch dieses hat zwei Seiten;
doch ist das Ganze gut.

5
Denn solche gleichen Rehen und den Hirschen;

als wilde Tiere sind sie unrein,
im ganzen aber rein.
Sie wandeln ja im Eifer für den Herrn,
versagen sich, was Gott nicht mag,
was er durch die Gebote untersagt,
er wehrt dadurch das Übel von den Guten ab.


5. Kapitel
1
Seht, Kinder, wie in allem zweierlei sich findet,

das eine gegen’s andere!
Das eine ist im anderen versteckt:
im Reichtum Habgier,
die Trunkenheit in der Geselligkeit,
die Trauer im Gelächter,
im Heiraten Verworfenheit.

2
Der Tod folgt auf das Leben,

die Schande auf die Ehre.
Die Nacht folgt auf den Tag,
die Finsternis auf Licht.
[Dies alles ist vom Tage abhängig
und von dem Leben das Gerechte,
vom Tode Ungerechtes.]
Deshalb erwartet auch den Tod das ewige Leben.