Seite:Riessler Altjuedisches Schrifttum ausserhalb der Bibel 1235.jpg

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6. Kapitel
1
Dann schickte sie mir eine Speise, die verzaubert war.
2
Als der Eunuch erschien, sie mir zu überreichen,

sah ich in dem Gesichte einen fürchterlichen Mann;
der reichte mit der Schüssel mir ein Schwert.
Da merkte ich,
daß ihre List auf meine Täuschung zielte.

3
Er ging hinaus;

da weinte ich und ließ sie unberührt,
desgleichen alle ihre andern Speisen.

4
Nach einem Tage kam sie wiederum zu mir,

und sie bemerkte jene Speise.
Da frug sie mich:
Warum genossest du nicht diese Speise?

5
Ich sprach zu ihr:

Du fülltest sie mit Tode an.
Und wie hast du gesprochen:
„Ich opfere nimmermehr den Götzen,
nur mehr allein dem Herrn?“

6
Doch wisse jetzt,

daß meines Vaters Gott
durch einen Engel deine Schlechtigkeit mir offenbarte!
So wahrte ich sie auf,
um dich zu überführen,
ob du vielleicht bei ihrem Anblick Buße tätest.

7
Damit du aber weißt,

daß über die, die Gott in Keuschheit fürchten,
der Schlechten Bosheit nichts vermag,
nehm ich davon und eß vor dir.
Nach diesen Worten sagte ich:
„Mit mir ist meiner Väter Gott,
sowie der Engel Abrahams.“
Dann aß ich.

8
Da fiel sie auf ihr Angesicht zu meinen Füßen

und weinte.
Ich richtete sie auf und sprach zu ihr.
Und sie versprach, die Sünde nicht mehr zu begehen.


7. Kapitel
1
Doch war ihr Herz zur Unzucht auf mich ganz versessen.

Sie seufzte tief,
und sie verfiel, obschon nicht krank.

2
Als sie ihr Mann erblickte, frug er sie:

Weswegen ist dein Angesicht verfallen?
Sie sprach: Ich leide einen Herzenskummer.
Und meines Geistes Seufzer drücken mich.