Seite:Riessler Altjuedisches Schrifttum ausserhalb der Bibel 1264.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
5
Und Laban nahm ihn gerne in sein Haus;

er war sein Vetter wie auch Syriens Alleinherrscher

7
aus einem neuen Stamm.
8
Und er versprach ihm, seine Jüngste ihm zum Weib zu geben.
9
Doch lag dies keineswegs in seinem Sinn.
10
Er griff vielmehr zur List
11
und schob gar heimlich Lia, die viel älter, unter.
12
Doch blieb’s ihm nicht verborgen;
13
er merkte ja den Trug.
14
Dann nahm er sich die andere Tochter
15
und wohnte so den beiden Schwestern bei.
16
Ihm wurden hochgemute Söhne, elf, geboren
17
und Dina, eine wunderschöne Jungfrau,
18
von herrlicher Gestalt und tadellosem Sinn.


5. Kapitel

1
Er erzählt, Jakob sei vom Euphrat nach Sichem zu Emmor gekommen;

dieser habe ihn aufgenommen und ihm etwas Land geschenkt.

2
Jakob selbst habe Ackerbau getrieben,

seine elf Söhne aber Schafzucht;
seine Schwester Dina aber hätte mit den andern Weibern Wolle verarbeitet.

3
Dina ging nun an einem Fest nach Sichem,

sich die Stadt anzuschauen.

4
Da erblickte sie des Emmor Sohn Sichem, gewann sie lieb,

verbrachte sie mit Gewalt in sein Haus
und schändete sie.

5
Dann ging er mit seinem Vater zu Jakob

und erbat sie sich zur ehelichen Gemeinschaft.

6
Dieser sagte, er könne sie nicht eher hergeben,

als bis alle Sichemiten beschnitten und Juden geworden wären.

7
Darauf sagte Emmor, er wolle sie dazu überreden.

Jakob erklärt ihnen die Pflicht der Beschneidung also:

8
„Hebräern ist es nicht gestattet,

von auswärts fremde Schwiegersöhne für die Töchter sich zu holen;
es müssen solche stammesgleichen Ursprungs sein.“

9
Dann sagt er bald darauf über die Beschneidung:

„Der einst den edlen Abraham aus seiner Heimat fortgeführt,
befahl vom Himmel her, er soll mit seinem ganzen Haus
die Vorhaut sich beschneiden, und er tat es.

10
So steht es fest; denn Gott hat selber es befohlen.“
11
Da ging nun Emmor in die Stadt zurück

und forderte alle Untertanen zur Beschneidung auf.

12
Simeon aber, einer der Jakobsöhne, beschloß,

Emmor und Sichem zu töten,
da er die Vergewaltigung der Schwester nicht ruhig hinnehmen wollte.

13
Seinen Plan teilte er seinem Bruder Levi mit.

Er gewann ihn zur Mithilfe und spornte ihn an,