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7. Zur Apokalypse des Esdras

Diese Apokalypse ist nicht einheitlich; sie weist eine christliche Überarbeitung auf. Der alte jüdische Grundstock besteht aus den Stücken 1,1–3,10; 3,16 bis 4,8; 4,16–21; 5,6–6,2. Das christliche Stück besteht aus den Einschüben 3,11–15; 4,9–15; 4,22–5,5; 6,3–7,16. Beim Grundstock schimmert noch die hebräische Sprache durch, so 1,20 wörtlich (das Kleinod der Jungfräulichkeit,) der Menschen Mauer“; hier liegt Verwechslung von madar „Schmuck“ mit gader „Mauer“ vor. 2,6 „(ein Sohn) rechtet in dem Vater“; hebr. b bedeutet sowohl „in“ als „mit“, was allein hier paßt. 2,12 wörtlich „er tat dies in Sünde“; hier ist barah „essen“ mit bara „tun“ verwechselt. 4,21 wörtlich „auf den Boden des Verderbens“, schachat 1. „Verderben“ 2. „Grube“, was hier paßt. 5, 6. 16. 26, das doppelte „Herr“ despota Kyrie entspricht genau dem hebr. adonaj jehowa. 23 wörtlich „Bestrafung der Luft“; pekuddah 1. „Bestrafung“ 2. „Dienst“, 3. „Behälter“, was hier paßt. Dazu kommen unchristliche Züge, so 1, 16 Gottes Unbarmherzigkeit, 2, 6 die Berufung auf Abraham, 17 die strenge essenische Präedestinationslehre. Der Grundstock berührt sich enge mit 4 Esdras in den Zweifeln an Gottes Gerechtigkeit und in den Klagen wider Gott (s. C. Tischendorf, Apocalypses apocryphae 1866, 24 ff).

  • 1: 3 wörtlich „den Propheten E.“, Fehler statt Vokativ. 6 Christlicher Einschub, der nicht in den Zusammenhang paßt. 10 Diese Fürbitte ist echt jüdisch.
  • 2: 1 Christl. Einschub. 6 Abraham hat die Jurisdiktion über seine Nachkommen, auch über den fragenden Esdras. 7 Christl. Einschub, der nicht in den Zusammenhang paßt. 19 Vielleicht eine Lücke „ich lasse über euch, wie einst über Sodoma, Feuer regnen.“ 22 Zach 2, 5 ff. 25 Is 5, 2. 4
  • 3: 4 Matth 24, 36, Mark 13, 34 „von jenem Tag und der Stunde weiß niemand“. 6 Joel 4, 2. 12 11–16 Christl. Teil. 14 Mark 13, 12
  • 4: 8–15 Christl. Teil. 27 Nachäffung der Wunder Christi.
  • 5: 17 s. Prov 9, 3. 23 Henoch 17, 3; 18, 1.
  • 6: 2 Die rätselhaften Namen sind drei Beinnamen zu den ebengenannten Engeln. Gabutelon Aker ist wohl griechisches Apatelon akairos „der trügerische Gegner“, Arphugiton = Harpago-ktonos „Der Räubertöter“, Bebur Zebuleon = Bebros Diabolon „Vertilger der Teufel“. Aus der Verstümmelung dieser Ausdrücke muß man auf eine griechische Vorlage des hebräischen Grundstockes schließen. 3 Christl. Teil. 16 Im Testament Abrahams ist es Michael, der zum Empfang der Seele abgesandt wird.
  • 7: 5 Is 40, 12 LXX


8. Zur Apokalypse des Moses

Dieses Werk liegt in griechischer und armenischer Gestalt vor. Dem Inhalt nach stimmt es vielfach mit dem „Leben Adams“ überein, ebenso mit dem altkirchenslavischen Adambuch. Es erzählt von Kains Brudermord, Adams Erkrankung und von der erfolglosen Reise Seths und Evas zum Paradies. Dann bringt es die Erzählung Evas über den Sündenfall und schließt mit Adams und Evas Tod. Auch dieses Werk geht auf eine hebräische Grundlage zurück. Beachtenswert ist seine asketische Tendenz, die an die essenische Praxis reicht: Adam und Eva bewohnen das Paradies gesondert (§ 15) vgl. Philo. De vita contempl. II 471 f „Das gemeinsame Heiligtum, wo man am 7. Tag