Seite:Riessler Altjuedisches Schrifttum ausserhalb der Bibel 1282.jpg

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Daß seine Tochter in den Harem seines Nachfolgers aufgenommen wurde, ist recht wahrscheinlich. 43 Der Erlaß stimmt selbst in Einzelheiten mit dem des kanonischen Esdras 1; 3; 4–6 überein. Daß der Befehl zum Tempelbau hier dem Darius-Kambyses, im kanon. Esdras aber dem Cyrus zugeschrieben wird, enthält keinen Widerspruch bei dem Verhältnis, worin Kambyses „der König von Babel“ zu seinem Vater Cyrus, „dem König der Länder“, stand. 58 Der „Jüngling“ oder Beamte ist mit Nehemias identisch; zwischen 3 Esdr und Neh 1, 1 ff zeigt sich nämlich eine nicht wegzuleugnende inhaltliche Übereinstimmung. Auch nach Fl. Josephus und dem Talmud ist Nehemias und Zorobabel (4, 13) identisch. Die Rückkehr aus Babel erfolgte 538 v. Chr.


20. Zu 4 Esdras

Dieses Buch war im Altertum die verbreitetste Apokalypse. Sie liegt in lateinischer, syrischer, äthiopischer, armenischer und arabischer Sprache vor. Alle diese Übersetzungen gehen auf einen griechischen Text zurück. Die treueste Wiedergabe des griechischen Textes ist die lateinische. Der griechische Text selbst geht auf eine hebräische Vorlage zurück. Das Werk bringt apokalyptisches Geheimwissen und religiöse Probleme in sieben Visionen. Die drei ersten Visionen gelten den religiösen Fragen; die vierte bis sechste enthält allegorische Schilderungen der letzten Dinge. Den Schluß bildete eine Legende von Esdras. Das Werk ist zusammengesetzt. Es besteht aus einer Salathielapokalypse (1 13 bis [8] 10) aus dem Jahr 100 n. Chr., der Adlervision ([9] 11 [10] 12) aus 69–79 n. Chr., der Menschensohnvision ([11] 13) vor 70 n. Chr„ einer Esdraslegende ([12] 14) nach 70 n. Chr. Dazu kommt eine alte Esdrasapokalypse (2) 4, 52–(3) 5, 13; (4) 6, 11–29, (5) 7, 26–44,(6) 8, 63–(7) 9, 12 vielleicht um 30 v. Chr. Die letzte Zusammenstellung erfolgte wohl um 120 n. Chr. Sie hatte den Hauptzweck, das Volk Israel über Jerusalems Untergang im Jahr 70 n. Chr. zu trösten. Das Ganze stimmt auffällig mit der Apokalypse Baruchs überein. Beide verhalten sich aber zueinander wie der sog. PC und der sog. JE Unser Werk ist auch ebenso sparsam mit Nennung von Engeln wie PC anders Apok. Bar. (Br. Violet. Die Apokal. des Esra u. des Baruch 1924 E. Kautzsch, Pseudep. II 1900, 31 ff. R. H. Charles Pseudep. II 1913, 541 ff).

  • 1: 1 Das 30. Jahr war 557 v. Chr. Hier mag es das 30. Jahr nach Jerusalems Fall 70 v. Chr. bezeichnen. Salatiel gilt sonst als Vater des Zorobabel (Esdr 3, 2; 5, 2 Neh 12, 1). Esdras und Salatiel waren Zeitgenossen. 6 Nach spätjüdischer Ansicht gehört das Paradies zu den vorweltlichen Dingen wegen Gen 2, 8, „im Osten“ als „im Anfang“ gedeutet; nach älterer Ansicht ward es am 3. Tag geschaffen. 14 Gen 15, 9 f. 16 Gen 32, 10. 18 Ps 68, 7 ff. 19 Die vier untern Tore der sieben Himmel. 20 Rom 7, 5. 22 Die rabbin. Theologie behauptet dagegen die Übermacht des Gesetzes. 31 Gottes Weg oder Handlungsweise. 36 So Job, Rom 2, 26 f.
  • 2: 1 Uriel einer der vier Hauptengel. Job 28, 22. 7 zum himmlischen Paradies. 11 „Gefäß “ = Verstand. 12 Die pessimistische Ansicht der Schule Schammais. 17 Jer 5, 22. 25 Is 63, 19. „den wir tragen“ oder dessen Eigentum wir sind. 35 „Kammern der Seelen“ 2 Bar 21, 23. 36 Der siebte der sieben Erzengel bei Henoch; vgl. Apok. 6, 11; 7, 4. 37 Die Zeiten sind von Gott vorherbestimmt. 52 Mt 24, 15 M 13, 14.
  • 3: 3 „Das Land“ = das römische Reich. 6 Der Antichrist. 7 Das Tote Meer hat sonst keine Fische