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6
Da sprach zu ihm der Heiland:

Ich frag dich, lieber Sedrach, noch einmal.
Dann frag du mich!
Bereut ein Sünder es in vierzig Tagen,
dann kenn ich keine seiner Sünden,
die er getan. –


14. Kapitel: Wahre Reue
1
Dann sagte Sedrach zu dem Erzengel Michael:

Erhör mich, starker Fürst!
Hilf mir!
Leg Fürsprach ein,
auf daß sich Gott der Welt erbarme!

2
Da fielen sie auf ihr Gesicht

und riefen laut zu Gott und sprachen:
„Herr, lehr uns, was zu tun!
Durch welche Reue nur der Mensch gerettet wird
oder durch welche andre Anstrengung?“

3
Da sagte Gott:

Durch Reue, durch Gebete,
durch Gottesdienste, Tränen
und heiße Seufzer.

4
Weißt du denn nicht,

daß David, mein Prophet, in Tränen ausgebrochen?
Und daß die anderen in einem Augenblick gerettet wurden?

5
Du weißt es, Sedrach,

daß Heiden sind, die kein Gebot befolgen,
und daß es solche gibt, die diese halten.

6
Sind sie noch nicht getauft

und kommt mein Gottesgeist auf sie
und kommen sie zu meiner Taufe,
dann nahm ich sie mit meinen Frommen auf
in Abrahams Schoß.

7
Doch gibt’s auch solche,

die meine Tauf empfingen
und die mein göttlich Teil erhielten;
sie aber überlassen endgültig sich der Verzweiflung
und wollen nicht bereuen.

8
Ich aber wart auf sie mit vieler Güte,

mit vielem reichlichen Erbarmen,
ob sie nicht Buße täten;
sie aber tun, was meine Gottheit haßt,
und hören nicht den Weisen, wie er bittend sagt:
„Wir können nie den Sünder für gerecht erklären.“

9
Weißt du denn gar nicht, daß geschrieben steht:

„Die Reuevollen werden keine Strafe kosten?“ –