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Empfang der Gesandten bei Hof
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Eleazar brachte nun ein Opfer dar und wählte die Männer aus;

dann ließ er viele Geschenke für den König herbeischaffen.
Hierauf entließ er sie mit sicherer Bedeckung.

173
Als wir in Alexandrien ankamen,

ward dem König unsere Ankunft gemeldet.
Andreas und ich wurden bei Hofe vorgelassen;
wir grüßten ehrerbietig den König und gaben des Eleazar Briefe ab.

174
Da der König vor allem die Gesandten zu empfangen wünschte,

befahl er alle sonst anwesenden Beamten zu entlassen,
dagegen jene vorzulassen.

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Dies erschien allen ungewöhnlich,

weil es Sitte war,
daß alle, die in öffentlichen Angelegenheiten kamen,
am fünften Tag Audienz beim König hatten,
während die Gesandten von Königen und angesehenen Städten
höchstens in dreißig Tagen bei Hofe vorgelassen wurden.
So würdigte er also die Ankömmlinge höherer Ehre;
denn er wußte das Ansehen ihres Auftraggebers zu schätzen;
deshalb entfernte er, die er für überflüssig erachtete,
und wartete, auf und ab wandelnd, bis sie zur Begrüßung eintraten.

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Sie traten nun mit ihren Geschenken ein,

sowie mit den Pergamenten, worauf das Gesetz stand;
es war in jüdischer Schrift mit Gold geschrieben.
Das Pergament war bewunderungswürdig bearbeitet
und für das Auge unsichtbar aneinandergefügt.
Als der König sie erblickte, befragte er sie über die Bücher.

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Sie öffneten nun die Rollen und rollten die Blätter aus;

da blieb er lange dabei stehen, neigte sich etwa siebenmal und sprach:
Ich danke euch, ihr Männer, aber noch mehr dem, der euch gesandt,
am meisten jedoch Gott, dessen Sprüche hier vorliegen.

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Da riefen wir alle, die Gesandten

und die andern Anwesenden, einmütig und einstimmig:
„Heil dir, König!“
Auf dies hin brach er vor Freude in Tränen aus.
Denn die Erregung der Seele
und das Übermaß von Ehrung zwingt bei freudigen Ereignissen zum Weinen.

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Dann befahl er die Bücher einzureihen

und begrüßte hierauf die Männer mit den Worten:
Es war geziemend, ihr gottesfürchtigen Männer,
zuerst den Büchern, deretwegen ich euch kommen ließ,
die schuldige Ehrfurcht zu bezeigen,
dann erst euch die Rechte zu reichen.
Darum tat ich jenes zuerst.

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Ich betrachte den Tag eurer Ankunft als wichtig,

und so soll er unser ganzes Leben lang gefeiert werden,
fällt er doch auch gerade auf den Tag unseres Seesieges über Antigonus.