Seite:Riessler Altjuedisches Schrifttum ausserhalb der Bibel 215.jpg

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Darum will ich auch heute mit euch ein Mahl halten.

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Alles aber ist, sagte er, nach euren Gebräuchen zubereitet,

für mich wie für euch.
Als sie ihre Freude darüber bezeigten, befahl er,
ihnen die besten Quartiere in der Nähe der Burg zu geben
und die Vorbereitungen für das Mahl zu treffen.

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Der Truchseß Nikanor ließ nun Dorotheus, der für sie abgeordnet war, kommen

und befahl, das Mahl für jeden zu bereiten.
Diese Einrichtung war vom König getroffen,
und man sieht sie noch heute bestehen.
Soviele Städte nämlich ihre besondern Gebräuche für Speise, Trank und Lager haben,
ebenso viele Beamte waren hiefür da.
So wurden denn die Vorbereitungen
nach den Sitten der zum König Geladenen getroffen,
damit sie durch nichts in der Festfreude gestört würden.
Diese Übung wurde auch bei den jüdischen Gesandten befolgt.

183
Denn Dorotheus, der die Aufsicht darüber hatte,

war sehr gewissenhaft.
Er ließ nun alles, was ihm zur Verfügung stand
und für die Bewirtung solcher Gäste bestimmt war, ausbreiten;
er teilte auch nach des Königs Befehl die Sitze in zwei Reihen;
denn die eine Hälfte hieß er zu seiner Rechten setzen, die andere hinter seinem Sitz.
So unterließ er nichts, um die Männer zu ehren.

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Nachdem sie sich gelagert hatten,

befahl er dem Dorotheus,
die Gebräuche, wie sie alle von Judäa zu ihm Kommenden beobachten, auszuführen.
Darum entband er die Opferherolde, Opferpriester
und die andern, die sonst das Gebet zu sprechen pflegten, ihres Dienstes
und forderte aus unsern Reisegefährten
den ältesten der Priester, Elisäus, zum Sprechen des Gebetes auf.
Dieser erhob sich und sprach dies denkwürdige Gebet:

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„Der allmächtige Gott erfülle dich, König, mit allen erschaffenen Gütern

und gebe dir, deiner Gemahlin, deinen Kindern und deinen Freunden
unaufhörlichen Genuß davon dein Leben lang!“

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Auf diese Worte hin erhob sich lang andauernder,

lauter und freudiger Beifall.
Dann wandten sie sich zum Genuß des vorgesetzten Mahles.
Dabei wurde die Bedienung durch das Personal des Dorotheus geleistet;
darunter fanden sich auch königliche Pagen
und Leute, die beim König ein Ehrenamt hatten.


Tischgespräche
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Als der König nach einer Pause die Zeit für gekommen erachtete,

fragte er den, der den ersten Platz einnahm –
sie hatten sich nämlich nach dem Alter gelagert –,
wie er die Herrschaft bis zuletzt sicher behaupten könnte.