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57. Kapitel: Henochs letzter Segen
1
Ruf deine Brüder und all unser Hausgesinde

und die Ältesten des Volkes herbei!
Ich will mit ihnen sprechen
und dann weggehen.

2
Metusalem rief eilends seine Brüder Regim, Rim, Azuchan und Chermion

und die Ältesten des Volkes
und führte sie alle vor seinen Vater Henoch.
Da segnete er sie
und sprach zu ihnen:


58. Kapitel: Henochs Abschiedsrede
1
Höret, Kinder!

In unseres Vaters Adam Tagen
kam der Herr Gott herab
und besuchte alle seine Geschöpfe,
die er selbst gemacht hatte.

2
Und der Herr Gott berief alle Tiere der Erde,

alles Wild, alle Vierfüßler,
alle Kriechtiere auf Erden und alle Vögel
und führte sie unserm Vater Adam vor.
Und dieser benannte alles, was sich auf Erden regte.

3
Und Gott unterwarf dem Adam alles Seiende.

Sodann machte er sie alle unvernünftig,
so daß sie dem Menschen untertan und gehorsam waren;
denn der Herr schuf den Menschen zu einem Herrscher über all seinen Besitz.

4
Deshalb wird von allen Lebewesen nur des Menschen Seele gerichtet.
5
Für die Tierseelen gibt es in der großen Welt

nur Einen Ort und Eine Hürde.

6
Keine einzige Tierseele, die der Herr schuf,

wird bis zum großen Gericht eingesperrt;
doch alle diese Seelen verklagen den Menschen.


59. Kapitel: Klage der Tiere
1
Wer sie schlecht weidet,

frevelt an seiner eigenen Seele,

2
Wer aber ein Opfer von reinen Tieren darbringt,

heilt seine eigene,
ebenso wer ein Opfer von reinen Vögeln darbringt.


60. Kapitel: Warnung vor Ärgernis
1
Wer eine Menschenseele schädigt,

schädigt seine eigenen Seele,
und dafür gibt es keine Heilung in Ewigkeit.

3
Wer einen Menschen auf krumme Wege führt,

dessen Gericht wird in Ewigkeit nicht erschöpft sein.