und wie sie zu der Pforte kam,
traf sie die Hüterin mit ihren Kindern schlafend an;
Da nimmt sie von der Türe schnell das Vorhangsfell,
füllt es mit Asche,
trägt diese in den Söller
und streut sie auf den Boden.
und schob den Eisenriegel von der Seite her
und seufzte unter vielem Stöhnen,
mit vielen starken Tränengüssen.
vernahm ihr Seufzen.
Schnell steht sie auf und geht zur Türe,
nachdem sie auch die anderen Jungfrauen geweckt;
sie fand sie fest verschlossen.
da sagte sie, die außen stand, zu ihr:
Was gibt es, meine Herrin?
Was macht dich so betrübt?
Was ist, das dich bedrückt?
Schließ auf, daß wir dich sehen!
Gar großes, schweres Leid ist auf mein Haupt gekommen;
ich ruhe nun auf meinem Lager;
doch kann ich nimmer mich erheben und euch öffnen,
weil ich an allen meinen Gliedern leide.
mich aber laßt allein!
erhob sich Asenath
und öffnete die Türe ihres Schlafgemachs ganz ruhig,
ging in ihr zweites Zimmer,
wo die Behälter ihres Schmuckes waren,
und öffnete die Truhe.
Und sie entnahm ein Kleid, ganz schwarz und düster,
worin sie sich gekleidet, als ihr erstgeborener Bruder starb.
trägt’s auf ihr Zimmer,
verschließt dann wieder fest die Türe
und schiebt den Riegel von der Seite vor.
und zog das Trauerkleid sich an,
löst ihren goldnen Gürtel,
mit einem Stricke sich umgürtend,
legt ihren Turban oder ihre Mütze ab,
sowie das Diadem;
die Spangen von den Armen und den Füßen,
all das wird auf den Boden hingelegt.
Paul Rießler (Übersetzer): Joseph und Asenath. Dr. B. Filser, Augsburg 1928, Seite 507. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Riessler_Altjuedisches_Schrifttum_ausserhalb_der_Bibel_507.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)