Und als er hinging, fand er sie in tiefer Traurigkeit.
Und Eva sprach:
Als ich dich sah, ward meine schmerzbewegte Seele erquickt.
Jetzt bitte Gott, den Herrn, für mich,
daß er dich anhör und mich ansehe
und mich von meinen argen Schmerzen frei mache!
Und Adam bat den Herrn für Eva.
zwölf Engel und zwei Kräfte.
Und Michael, der auf der Rechten stand,
berührte sie vom Antlitz bis zur Brust
und sprach zu Eva:
Gesegnet seist du, Eva, Adams wegen!
Weil seine Bitten und Gebete dringend sind,
ward ich zu dir gesandt,
daß unsere Hilfe du erfahrest.
Auf jetzt! Bereit dich zum Gebären vor!
Und da gebar sie einen Sohn, der lichtvoll war.
Und alsbald stand der Knabe auf,
lief weg
und brachte einen Halm in seiner Hand
und gab ihn seiner Mutter.
Und Adam nahm die Eva und den Knaben
und führte sie gen Osten.
Da sandte Gott, der Herr, durch Michael verschiedene Samen,
gab sie dem Adam
und zeigte ihm,
wie er die Erde bearbeiten
und anbauen soll,
damit sie Früchte hätten,
wovon sie samt den Nachkommen zu zehren hätten.
Dann wurde Eva guter Hoffnung
und sie gebar noch einen Sohn, mit Namen Abel.
Und Kain und Abel blieben beieinander.
Und Eva sprach zu Adam:
Mein Herr! Ich sah im Schlaf in Kains Hand
das Blut des Abel, unseres Sohnes,
und er verschlang es mit dem Mund;
deswegen bin ich sehr betrübt.
Weh, daß nicht etwa Kain den Abel totschlüge!
So wollen wir sie voneinander trennen
und jedem einen Aufenthalt für sich verschaffen.
So machten sie den Kain zum Ackerbauer,
zum Hirten Abel,
daß sie geschieden voneinander wären.
Doch Kain erschlug hernach den Abel.
Paul Rießler: Altjüdisches Schrifttum außerhalb der Bibel. Filser, Augsburg 1928, Seite 673. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Riessler_Altjuedisches_Schrifttum_ausserhalb_der_Bibel_673.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)