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an Stelle der unschuldigen Juden,
die mir und meinen Vorfahren
in hervorragender Weise vollkommenste Treue hielten.

32
Fürwahr, geschähe es nicht aus Zuneigung infolge gemeinsamer Erziehung und deines Amtes,

dann müßtest du statt ihrer sterben.

33
Also erfuhr Hermon eine unerwartete, gefährliche Bedrohung;

er zeigte sich auch in Blick und Haltung ganz bestürzt.

34
Und von des Königs Freunden schlich einer nach dem andern mürrisch weg,

und sie schickten die versammelte Menge fort, jeden zu seinem Geschäft.

35
Als die Juden des Königs Wort vernahmen,

priesen sie Gott, den König der Könige, der seinen Ruhm kundgetan
und ihnen diese Hilfe hatte zuteil werden lassen.

36
Der König aber ließ das Gastmahl in gewohnter Weise stattfinden

und mahnte zu fröhlichem Treiben.

37
Dann ließ er den Hermon rufen und fuhr ihn drohend an:

Wie oft muß man dir, Unseliger, noch Befehle geben?

38
Rüste sofort die Elefanten für morgen zur Vernichtung der Juden!
39
Da wanderten sich seine Verwandten bei Tisch über seinen wankelmütigen Sinn

und erklärten Folgendes:

40
Wie lange, König, stellst du uns auf die Probe,

als ob wir Narren wären?
Schon zum dritten Mal befiehlst du, sie zu vernichten.
Sollte es aber zur Ausführung kommen,
dann änderst du deinen Sinn und machst deinen Befehl rückgängig.

41
Deshalb ist die Stadt vor lauter Erwartung in Unruhe;

zahlreiche Aufläufe finden statt,
und so läuft sie oft Gefahr, geplündert zu werden.

42
Da ward der König, in allem ein Phalaris, von Unvernunft erfüllt;

er beachtete nicht mehr die Sinnesänderung,
die sich in ihm zugunsten der Juden vollzogen hatte,
sondern schwur einen kräftigen, aber fruchtlosen Eid,
er wolle sie ungesäumt durch der wilden Tiere Knien und Füße zerstampfen lassen
und so ins Grab senden.

43
Auch wolle er gegen Judäa zu Feld ziehen

und es aufs schnellste durch Feuer und Schwert dem Erdboden gleichmachen;
auch wollte er ihren Tempel, den wir nicht betreten durften, schleunigst niederbrennen
und ihn für allezeit von Opferern entleeren.

44
Da brachen die Freunde und Verwandten hocherfreut und voll Zuversicht auf

und stellten die Truppen an den passendsten Plätzen der Stadt als Wachen auf.

45
Der Elefantenoberst aber gab den Tieren wohlriechendsten,

mit Weihrauch vermischten Wein zu trinken
und versetzte sie so in eine Art Raserei;
dann versah er sie noch mit fürchterlichen Werkzeugen.

46
Um die Morgenröte füllte sich die Stadt

mit unzählbaren Volksmassen gegen die Rennbahn hin.
Da ging er in den Palast und drängte den König zu der beabsichtigten Tat.

47
Da stürmte dieser, voll wilden Zorns im gottlosen Herzen,

voller Wucht zu den Tieren hinaus,