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und überredeten uns, die im Reiche lebenden Juden zu versammeln
und sie wie Empörer mit außerordentlichen Strafen zu züchtigen.

4
Sie behaupteten nämlich,

unser Staat würde wegen ihrer Feindseligkeit gegenüber allen Völkern
nie wohlbestellt sein,
bis dies ausgeführt würde.

5
So brachten sie die Juden unter Mißhandlungen gefesselt herbei,

wie Sklaven oder vielmehr wie Hochverräter,
und versuchten,
sie ohne jede Untersuchung und Prüfung zum Tode zu befördern,
mit einer Grausamkeit, die an Wildheit die der Skythen übertraf.

6
Wir bedrohten sie deshalb hart,

schenkten ihnen aber eben noch das Leben,
dank der Milde, die wir gegen alle Menschen hegen.
Wir erkannten aber,
daß der himmlische Gott die Juden sicher beschirmt
und allzeit für sie, wie ein Vater für seine Söhne, kämpft.

7
Wir erwogen auch

die unwandelbare freundliche Gesinnung
gegen uns und unsere Vorfahren,
und so sprachen wir sie billig von jeglicher Beschuldigung frei.

8
Wir ordneten auch an, daß alle heimkehren sollten,

ohne daß jemand sie an irgendeinem Ort schädigte
oder wegen des widerrechtlich Erlittenen beschimpfen dürfte.

9
Denn wisset!

Unternehmen wir gegen die Juden etwas Böses
oder betrüben wir sie irgendwie,
dann haben wir nicht einen Menschen,
sondern den Herrn über alle Macht, den höchsten Gott, beständig zum Gegner;
er wird am Staate Rache nehmen,
ohne daß wir ihm entrinnen können.
Gehabt euch wohl!

10
Als sie den Brief erhalten hatten,

beeilten sie sich nicht mit der Abreise,
sondern baten den König,
es möchten die geborenen Juden,
die vom heiligen Gott und vom göttlichen Gesetz abgefallen wären,
durch sie die verdiente Strafe erleiden.

11
Sie behaupteten nämlich,

daß die Juden, die um des Bauches willen die göttlichen Gebote überträten,
auch niemals der Sache des Königs zugetan wären.

12
Er gab zu, daß sie recht hätten,

belobte sie und gab ihnen volle Freiheit,
die vom göttlichen Gesetz abtrünnig Gewordenen
an jedem Orte seines Reiches,
straflos, ohne besondere königliche Vollmacht
oder Kenntnisnahme umzubringen.

13
Da spendeten sie ihm gebührenden Beifall;