Seite:Riessler Altjuedisches Schrifttum ausserhalb der Bibel 751.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Dieses Volk vergrößerte sich mehr als wir.
Kommet, lasset uns dagegen einen Plan schmieden,
daß es sich nicht weiter vermehre!
Und Ägyptens König befahl seinem Volke insgesamt:
Werfet in den Fluß jeden Sohn,
der den Hebräern geboren wird;
die Mädchen aber lasset leben!
Da erwiderten die Ägypter ihrem König:
Wir wollen ihre Knäblein töten,
ihre Mädchen aber leben lassen,
damit wir sie mit unsern Sklaven verheiraten können;
dann wird alles, was aus ihnen geboren wird,
Sklave werden und uns dienen.
Dies aber erschien vor dem Herrn als das Schlimmste.

2
Da versammelten die Volksältesten das Volk mit Wehklagen,

und sie klagten voller Trauer also:
Fehlgeburten erleiden unserer Weiber Körper;
unsere Frucht wird unsern Feinden ausgeliefert,
und nun schwinden wir dahin.
Aber laßt uns eine Verfügung für uns treffen,
daß sich kein Mann mehr einem Weibe nähere,
damit nicht ihre Leibesfrucht befleckt würde
und unsere Glieder den Götzen dienten!
Es ist ja besser, kinderlos zu sterben,
bis daß wir wissen, was Gott tun wird.

3
Da erwiderte Amram:

Eher wird die Welt vernichtet
und fällt das unermeßliche Weltall zusammen
oder berührt das Herz der Abgründe die Sterne,
als daß das Geschlecht der Söhne Israels vermindert wird.
Erfüllt wird der Bund, den Gott schloß,
als er zu Abraham sprach:
Deine Nachkommen werden in einem Land, das ihnen nicht gehört, wohnen;
dann werden sie in Sklaverei kommen und 400 Jahre gepeinigt werden.
Nun sind es seit der Zeit, wo Gottes Wort an Abraham erging,
350 Jahre.
Seit der Zeit aber, wo wir in Ägypten Sklaven geworden,
sind es 130 Jahre.

4
Deshalb beruhige ich mich jetzt nicht bei eurem Beschluß;

ich nehme vielmehr mein Weib,
gehe zu ihm und erzeuge Söhne,
damit wir auf Erden zahlreich werden.
Gott verharrt ja nicht in seinem Zorn,
noch vergißt er für immer sein Volk,
noch wirft er Israels Geschlecht für nichts auf den Boden,
noch hat er vergeblich mit unsern Vätern einen Bund geschlossen;
ja, als wir noch nicht waren,
sprach Gott schon davon.