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178
Nicht bringt ein ehebrecherisches Lager

je gleiche Sprößlinge hervor.

179
Berühr nicht deine Stiefmutter,

des Vaters zweites Weib!

180
Ehr sie als Mutter,

die deiner eignen nachgefolgt!

181
Bleib fern den Nebenweibern deines Vaters!
182
Auch nah dich nicht der Schwester unantastbarem Lager!
183
Berühr nicht deiner Schwägerinnen Lagerstätten!
184
Ein Weib darf nicht sein Kind im Mutterleib vernichten,
185
noch das geborene zum Fraß den Hunden und den Geiern geben.
186
Leg nicht die Hand an deine Frau,

wenn sie gesegnet ist!

187
Verschneide nicht den zeugungsfähigen Jüngling!
188
Vermisch dich nicht mit unvernünftigen Tieren!
189
Zwing nie ein Weib zu schlimmem Umgang!
190
Und überlaß dich gegen die Natur

nicht unerlaubter Liebe!

191
Des Mannes Lieb zum Mann

wird von den Tieren selbst verabscheut.

192
Nie ahm das Weib des Mannes Rolle in der Liebe nach!
193
Auch raff dich niemals zügellose Liebe zu dem Weibe hin!
194
Die Liebe ist kein Gott,

sie, die verderblichste von allen Leidenschaften.

195
Lieb dein Gemahl!

Denn was ist süßer und was schöner,

196
als, wenn das Weib dem Mann

bis in das Alter Liebe zeigt,

197
sowie der Mann dem Weib

und nie sich Zank und Zwist erhebt?

198
Gewalt soll niemand unvermählten Jungfrauen zufügen!
199
Nimm nie ein schlechtes Weib, das Geld besitzt,

zur Hausfrau,

200
daß du nicht ob der schlimmen Mitgift

der Sklave deiner Gattin werdest!

201
Nach edlen Rossen spähen wir von Haus zu Haus,
202
nach starken Stieren, wilden Hunden;
203
wir Toren aber streiten niemals um ein wackres Weib.
204
Und selbst ein Weib verschmähet nicht den reichen Schurken.
205
Füg doch zur Ehe nicht die Ehe!

Nicht Übel hin zum Übel!

206
Streit nicht mit den Verwandten um die Erbschaft!
207
Sei nicht mit deinen Kindern hart!

Sei vielmehr gütig!

208
Verfehlt ein Knabe sich,

dann weis die Mutter ihren Sohn zurecht

209
oder die Familienhäupter oder die des Volkes!
210
Laß nie dem Knaben Locken wachsen!