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3. Kapitel: Jerusalems Zerstörung vorher verkündet
1
Als nun die mitternächtige Stunde kam,

wovon der Herr dem Jeremias schon gesagt,
da gingen sie zusammen auf die Stadtmauer,
Jeremias und Baruch.

2
Trompetenschall!

Und aus dem Himmel kommen Engel
mit Fackeln in den Händen,
und stellen sich auf die Stadtmauern.

3
Bei ihrem Anblick weinten Jeremias und Baruch;

sie sprachen:
Jetzt wissen wir: das Wort ist wahr.

4
Und Jeremias fleht die Engel an und spricht:

Ich bitte euch, die Stadt nicht sogleich zu zerstören,
eh ich nicht mit dem Herrn geredet habe.
Da sprach der Herr zu jenen Engeln:
Zerstöret nicht die Stadt,
bevor ich nicht mit meinem Auserwählten sprach,
mit Jeremias!
Da sagte er:
Herr, bitte, lag mich vor dir reden!

5
Da sprach der Herr:

Sprich, mein Erwählter, Jeremias!

6
Da sagte Jeremias:

Sieh, Herr! Jetzt wissen wir:
Du überlieferst deine Stadt in ihrer Feinde Hände;
sie führen weg das Volk nach Babylon.

7
Was sollen wir mit deinen Heiligtümern,

mit deinen gottesdienstlichen Geräten tun?
Was willst du, daß wir damit tun sollen?

8
Da sprach der Herr zu ihm:

Nimm sie und übergib sie beim Altar dem Erdboden
und sprich: Hör, Erde, jetzt die Stimme dessen,
der dich im Überschwang der Wasser einst geschaffen
und dich mit sieben Siegeln hat versiegelt
in sieben Zeiten!
Bald nimmst du selbst dein Schönstes auf.
Behüt die gottesdienstlichen Geräte
bis zu der Ankunft des Geliebten!

9
Da sprach Jeremias:

Ich bitt dich, Herr:
Sag mir, was ich mit Abimelech, dem Äthiopen, machen soll!
Er tat am Volk und deinem Diener Jeremias recht viel Gutes;
er zog mich aus der Schlammgrube.
So wünsch ich nicht,
daß er den Untergang der Stadt und die Verwüstung sähe,
daß er nicht traurig würde.