Seite:Riessler Altjuedisches Schrifttum ausserhalb der Bibel 907.jpg

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wir wurden ja erfunden
als ungetreueste Verwalter.

5
Solange Jeremias übers Volk noch weinte,

da wanderten sie schon nach Babylon.

6
Und Baruch tut sich Staub aufs Haupt,

sitzt hin und stimmt dies Klaglied an:
„Weswegen ward Jerusalem verwüstet?
Es ward in Feindeshand gegeben
der Sünden des geliebten Volkes wegen,
ja unsrer und des Volkes Sünden wegen.

7
Die Frevler aber mögen sich nicht rühmen und nicht sprechen:

„Wir überwältigten die Gottesstadt durch unsere Kraft“!
Ihr habt sie freilich überwältigt;
doch nur um unsrer Sünden willen wurden wir dahingegeben.

8
Doch unser Gott erbarmt sich unser wieder

und führt in unsre Stadt uns abermals zurück.
Ihr aber bleibet nicht am Leben.

9
Wie selig sind doch unsre Väter Abraham, Isaak, Jakob!

Sie sind aus dieser Welt gegangen
und haben nicht den Untergang der Stadt erlebt.“

10
Nach diesen Worten ging er weg

und sagte weinend:
Jerusalem, ich trauere um dich;
deswegen geh ich fort von dir.

11
Dann ließ er sich in einen Graben nieder

und blieb darin;
es kamen aber Engel
und brachten über alles Kunde ihm.


5. Kapitel: Abimelech holt Feigen
1
Die Feigen holte Abimelech in der Mittagsglut.

Da fand er einen Baum
und setzte sich in seinen Schatten,
ein wenig auszuruhen.

2
Er legte auf den Korb dabei sein Haupt,

und schlummerte so sechsundsechzig Jahre
und wachte nicht ein einzig Mal aus seinem Schlafe auf.
Doch schließlich wird er wach
und spricht:
Könnt’ ich ein wenig nur noch schlummern!
Ich fühl mich nicht von meinem Schlaf erquickt.

3
Er deckt den Korb mit seinen Feigen auf

und findet sie noch saftig.

4
Da sagte er:

Ich möcht ein wenig weiter schlummern;
der Kopf ist mir noch schwer.