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3
Wahr ist das Wort und wahrheitkündend:

Dieser Lebensbaum in der Mitte des Paradieses
ist ein Vorbild des Erlösungskreuzes, des eigentlichen Lebensbaumes,
und dies ward mitten auf der Erde aufgerichtet.

4
Als der Satan sah, wie Adam und Eva im Paradiese glänzten,

wurde der Empörer vor Neid verzehrt und ausgedörrt.

5
Und so fuhr er in die Schlange hinein und wohnte darin;

dann flog er mit ihr durch die Luft zu des Paradieses Grenzen.

6
Weshalb fuhr er in die Schlange und verbarg sich daselbst?
7
Deshalb, weil er wußte, daß sein Anblick häßlich war.

Hätte Eva seine Gestalt gesehen,
dann wäre sie alsbald vor ihm geflohen.

8
Wer einen Vogel die griechische Sprache lehrt,

bringt einen großen Spiegel her und stellt ihn zwischen sich und ihn;
dann fängt er mit ihm zu reden an.

9
Sobald der Vogel seine Stimme hört, dreht er sich nach rückwärts;

da sieht er seine eigene Gestalt im Spiegel
und gerät alsbald in Freude darüber,
daß der vermeintliche Genosse mit ihm spricht.

10
Und so neigt er in Ruhe sein Ohr
11
und hört die Worte des mit ihm Redenden an,

merkt auf und lernt so griechisch sprechen.

12
Ebenso fuhr der Satan in die Schlange und wohnte darin;

dann gewahrte er den richtigen Zeitpunkt, als er Eva allein sah,
und rief sie bei ihrem Namen.

13
Als sie sich zu ihm wandte, sah sie in ihm ihr Bild,

und er redete mit ihr
und täuschte sie mit seinen lügenhaften Worten;
denn die Natur des Weibes ist schwach.

14
Als sie nun von ihm über den Baum gehört hatte,

lief sie sogleich eilends hin
und pflückte die Frucht des Ungehorsams
von dem Baum der Gebotsübertretung und aß.

15
Sogleich ward ihre Schande bloß,

und sie sah die Häßlichkeit ihrer Nacktheit.

16
Da lief sie nackt fort

und verbarg sich unter einem andern Baum;
dann bedeckte sie ihre Nacktheit mit den Blättern dieses Baumes.

17
Hierauf rief sie Adam, und er kam zu ihr;

da reichte sie ihm die gleiche Frucht zum Essen hin,
und auch er aß davon.

18
Als er gegessen hatte, ward auch seine Schande bloß.
19
Da machten sie sich Schürzen aus Feigenblättern.
20
Und sie waren drei Stunden mit den Schürzen der Schmach bekleidet.
21
Am Mittag empfingen sie das entscheidende Urteil.
22
Und Gott machte ihnen Kleider von dem Fell,

das von den Bäumen abgezogen wurde, nämlich von den Baumrinden;