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19. Kapitel: Ende der Sintflut
1
Die Arche ward durch die große Gewalt des Wassers von der Erde aufgehoben;

da ertranken alle Menschen,
ebenso die wilden Tiere, und Vögel, das Vieh und Gewürm,
überhaupt alles, was auf der Erde war.

2
Und das Wasser der Sintflut stieg über alle Gipfel der hohen Berge

fünfundzwanzig Ellen nach dem Maß des Geistes.

3
Die Flut brauste heran und das Wasser hob die Arche empor,

bis sie an die Grenzen des Paradieses kam.

4
Als die Flut vom Paradies gesegnet und gereinigt worden war,

drehte sie sich um, küßte des Paradieses Felsen
und wandte sich zur Verwüstung der ganzen Erde.

5
Und die Arche flog mit des Windes Flügeln über die Flut hin,

von Ost nach West und von Nord nach Süd
und beschrieb so ein Kreuz auf dem Wasser.

6
Einhundertfünfzig Tage flog die Arche auf dem Wasser hin

und kam an einen Ruheort
im siebten Monat, d. i. am siebzehnten Tischri, auf dem Berge Kardo.

7
Da hieß Gott das Wasser sich teilen,

und die obern Gewässer gingen an ihren Ort
oben im Himmel, woher sie gekommen waren;
die Gewässer, die von unten aus der Erde aufgestiegen waren,
wandten sich nach dem untern Abgrund zurück,
und die des Okeanos gingen wieder in ihn hinein.

8
Auf der Erde blieben nur die Gewässer,

die ihr von Anfang an durch göttlichen Wink zu ihrem Bedürfnis gegeben waren;
sie nahmen allmählich bis zum zehnten Monat, dem Schebat, ab.

9
Am ersten Schebat kamen die Gipfel der hohen Berge zum Vorschein,

und nach vierzig Tagen, am zehnten Adar,
öffnete Noe das östliche Fenster der Arche
und schickte einen Raben hinaus, daß er ihm Botschaft brächte.

10
Er flog aus und kehrte nicht wieder.
11
Als das Wasser wieder etwas weniger auf Erden geworden war,

sandte er eine Taube aus;
aber sie fand für sich keinen Ruheort
und kehrte zu Noe in die Arche zurück.

12
Nach sieben Tage schickte er wieder die Taube aus;

sie kehrte zu ihm zurück, in ihrem Schnabel einen Ölbaumzweig.

13
Diese Taube stellt uns die beiden Testamente vor;

in dem ersten nämlich konnte der Geist, der in den Propheten redete,
in jenem Volk, das Gott zum Zorn reizte, keine Ruhe finden;
im zweiten aber ließ er sich ruhig über den Völkern
durch das Wasser der Taufe nieder.


20. Kapitel: Der Bund mit Noe
1
Im sechshundertsten Lebensjahr des Noe, am ersten Nisan,

vertrocknete das Wasser auf der Oberfläche der ganzen Erde.