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Strobel. Wieder Jungfer Hannchen.

Alsdorff. Nun? Und hast du vergessen, daß, als ich kaum gesund war, ihre Mutter erkrankte und nach drei Vierteljahren starb? Daß Hannchen, die Tag und Nacht bald arbeitete, bald die Mutter pflegte, doch nicht das Nöthige erwerben konnte? Daß meine Unterrichtsstunden in meiner Krankheit verloren gingen und ich ärmer bin, als je? Daß mein armes Hannchen alles verpfänden und verkaufen mußte, was sie nicht zur höchsten Nothdurft brauchte?

Strobel. Was werde ich es denn vergessen haben? Ich habe ja selbst die Fähnchen fortgetragen, eines nach dem andern. Herr, ich gehe sonst gern für Jungfer Hannchen – aber das ist mir sauer geworden.

Alsdorff. Und was fragst du noch? Hannchen muß morgen vierzig Thaler haben, die dringendste Schuld zu bezahlen. Ich habe Tag und Nacht gearbeitet, mein Buch fertig zu bringen; ich freute mich, mit einem geringen Honorar dafür meine drückende Schuld gegen sie abtragen zu können – da liegt der Wisch, meine und ihre letzte Hoffnung ist vernichtet! (Geht auf und ab.)

Strobel. Ich bin immer zufrieden gewesen mit meinem Schicksale – aber zuweilen ist es doch verwünscht, so ein Lumpenhund zu sein.

Alsdorff. Es muß sein!

Strobel. Was?

Alsdorff (ohne Strobel anzusehen). Baron Störburg hat mir gestern sieben Louisd’or für den Pudel geboten.

Strobel. Was? Für den Leo?

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Roderich Benedix: Das bemooste Haupt oder Der lange Israël. J. J. Weber, Leipzig 1846, Seite 130. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Roderich_Benedix_-_Das_bemooste_Haupt_(Leipzig_1846).pdf/14&oldid=- (Version vom 14.5.2023)